Aug 3, 2020 | Reise
Charlie und ich wollen in diesem Jahr einen Teil des Loire Radweges erkunden. Da wir in der Terminplanung nicht so sehr flexibel sind, müssen wir unsere Tour im Juli machen. Sicherlich ”wärmetechnisch” nicht der beste Zeitpunkt. Auch zeitlich sind wir etwas begrenzt. Da unsere An- und Abreise mit dem Auto erfolgt, benötigen wir dafür schon zwei Tage. Der Wind weht an der Loire überwiegend aus westlicher Richtung. Empfohlen wird darum den Radweg vom Atlantik bis zum Startpunkt zu radeln. Die gesamte Strecke schaffen wir in der zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht. Wir haben 6 Tage für die Tour und starten darum in Saumur und werden zurück bis nach Nevers radeln.
Unser Auto wird auf dem vorab reservierten Parkplatz in Nevers abgestellt. Mit der Bahn fahren wir nach Saumur. Gegen 17:00 Uhr haben wir unser Hotel erreicht. Und da wir Zeit haben, wollen wir uns vor dem Abendessen noch die Stadt und einige Highlights ansehen. Dazu gehört die Kirche Saint Pierre, einige Plätze, hübsch dekoriert mit sehr vielen Regenschirmen, und natürlich auch das Schloss oberhalb der Stadt. Um dort hin zu gelangen müssen wir in der Hitze mächtig den Berg hinauf stiefeln! Aber von dort hat man einen tollen Blick auf die Stadt. So beschwerlich wie der Weg auch ist, umso schöner ist der Ausblick.
Start in Kappeln
Saumur, Loire
Schloss Saumur. Loire
Marktplatz Saumur, Loire
Der Start der Radtour erfolgt am nächsten Morgen, den 23.07.2020 um ca. 9:30 Uhr. Unser heutiges Ziel ist Savonnieres. Der Ort Souzay wartet mit unterirdischen Straßen auf, die im 11. Jh. in den Stein geschlagen wurden. Danach steil hinauf in die Weinberge und weiter zum Village Metiers d`art en troglo bei Turquant. Die Ateliers und kleinen Läden wurden ebenfalls in den Stein gehauen. Wenige Kilometer weiter passieren wir Candes-Saint-Martin. Die Stiftskirche hier wurde im 12 Jh. an der Stelle des Sterbehauses des heiligen Martin errichtet. Eine Steinplatte erinnert an den Heiligen, der im Jahre 397 verstarb.
Wenig später verlassen wir die Loire und den Radweg, folgen der Nebenstrecke nach Chinon und radeln neben der Vienne auf sehr schönen Wegen. In Chinon wird ein wenig Sightseeing gemacht. Wir radeln hinauf zur Festung und schauen uns diese von außen an. Am Marktplatz suchen wir uns eine Möglichkeit für eine Erfrischungspause. Im Ort selbst ging es viel berbauf und -ab. Da kamen einige Hm zusammen. Über Brehemont und Villandry erreichen wir nach 81 km unser erstes Etappenziel Savonnieres am Cher!
Abendstimmung Loire
Souzzay
Weinberge bei Parnay
Village Metiers
Am 2. Tag radeln wir zunächst weiter am Cher, einem Nebenfluß der Loire, an großen Sonnenblumenfeldern entlang, bis nach Tours hinein. Der in Candes-Saint-Martin verstorbene heilige Martin wurde hier in der Basilika St. Martin bestattet. Sein Grabmahl ist auch heute noch eine vielbesuchte Pilgerstätte. Besonders interessant und sehenswert ist die Altstadt Tours mit wunderschönen Fachwerkhäusern. Auch der Cathedrale Saint-Gatien statten wir einen Besuch ab. Sie wurde auf den alten Fundamenten des römischen Amphitheaters errichtet. Das nächste Highlight des Tages befindet sich in Amboise. Im Chateau du Clos Luce wohnte und arbeitete Leonardo da Vinci 3 Jahre lang, bis zu seinem Tode. Im Chateau wurde ein Museum eingerichtet. Werkstätten und technische Geräte von Leonardo können hier bewundert werden. Leider haben wir nicht mehr allzuviel Zeit und müssen uns sputen mit der Besichtigung. Dazu kommt noch, dass es sehr voll ist, und die meisten Menschen von Abstandsregeln nicht so viel halten. Auch in Frankreich gelten ähnliche Corona Regeln wie in Deutschland. Nach der Besichtigung steuern wir direkt unser zweites Etappenziel Chaumont an. Heute haben wir eine Strecke von 74 km zurück gelegt!
Leonardos „Maschinengewehr“
Hier ruhte Leonardo zur Nacht 😉
Leonardos Arbeitszimmer
Leonardos Arbeitszimmer
Chateau du Clos Luce
Auch am 3. Tag wird nicht nur pedaliert, denn auch die Kultur und Geschichte soll nicht zu kurz kommen. Über Candre sur Beuvren erreichen wir am späten Vormittag Blois. Dem Chateau royal wird ein Besuch abgestattet, aber eine geführte Besichtigung wollen wir doch nicht machen. Und so bleibt es beim Blick auf das Äußere und in den Hof des Schlosses. Weiter geht’s zum größten und bedeutesten Schloss an der Loire, dem Chateau de Chambord. In einem sehr großen Park wurde es im 16. Jh. von Franz I erbaut. Leonardo da Vinci soll es geplant haben. Erstmals wurde hier eine doppelläufige Treppe eingebaut, ebenfalls von da Vinci ausgedacht. Was ist so besonders daran? Zwei Menschen, der eine geht die Treppe rauf, der andere runter, können sich zwar sehen, aber sie begegnen sich nicht! Und sonst noch: 440 Räume, 365 Schornsteine, 84 Treppen auf 5500 ha werden von einer 35 km langen Mauer umgeben! Natürlich ist dies Schloß ein Touristenmangnet. Hunderte Menschen verteilen sich auf diesem riesigen Areal. Von hier noch ca. drei Stunden Flussradeln, u. a. am Atomkraftwerk von Saint Laurent vorbei, bis zum nächsten Etappenziel in Beaugency. Relativ spät, erst um 18:45 Uhr stehen wir nach 80 km vor unserer Unterkunft.
Chateau de Chambord
Stadtansicht Blois
der Beuvron bei Candre
Da wir gestern etwas spät angekommen sind, beginnen wir am 4. Tag mit der Ortsbesichtigung. Wir haben uns ja schon viele Kirchen an der Loire angesehen. Die schönste bisher ist nach unserer Auffassung die dreischiffige, romanische Kirche Notre Dame aus dem 12 Jh. Wie sehr viele Kirchen hier, ist diese auch sehr schlicht gehalten, was unserer Meinung nach den besonderen Reiz ausmacht. Aus dem 11 Jh. stammt der 36 m hohe Donjon, ein Wohn- und Wehrturm. Bekannt ist Beaugency auch für die große Brücke über die Loire. Mit 23 Bögen und über 400 Meter Länge ist sie eine der längsten mittelalterlichen Brücken Frankreichs. Zwei Stunden Sightseeing sind aber genug, auch heute müssen wir weiter und das nächste Etappenziel ansteuern. Fast 3h pedalieren wir zumeist an der Loire entlang auf echt gut ausgebauten Radwegen bis nach Orleans. Die breite Zufahrtstraße zur Cathedrale Sainte-Croix war mit Fahnen geschmückt. Etwa für uns? Die 5 schiffige Kathedrale selbst stellt schon ein mächtiges Bauwerk dar. Buntglasfenster erzählen die Geschichte von Jeanne d’Arc . Da es sehr warm ist, soll es für heute genug sein mit Besichtigungen. Über 50 km haben wir noch zu radeln bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit. Wieder radeln wir sehr viel auf dem Deich an der Loire entlang. Dabei fanden wir noch ausreichend Zeit uns mit der Flora und Fauna zu beschäftigen. Sehr schwer war es eine Möglichkeit für eine Kaffeepause zu finden. Selbst ein Eis zu bekommen war eine fast unlösbare Aufgabe. Nach 88 km hatten wir unsere Herberge auf einem Bauernhof erreicht.
Kirche Notre Dame in Beaugency
Die Brücke von Beaugency
DonjonTour de César, Beaugency
Turm der Kirche Saint-Firmin Beaugency
Beaugency
Jeanne d`Arc, Beaugency
Tag 5: Dies war die anstrengendste Etappe. Aber nicht weil sie die längste ist, sondern weil es richtig heiß ist. Ständig waren es über 30 °C. Da half es auch nicht, dass uns der Wind teilweise mächtig entgegen blies, dieser war leider auch sehr warm und wenig erfrischend. Zu besichtigen gab es auch nichts. So war heute nur Pedalieren angesagt. So ganz ohne Highlight verlief der heutige Tag allerdings auch nicht, denn plötzlich standen wir vor dem Loire Seitenkanal. In Briare kreuzt dieser die Loire. Die Trogbrücke ist 663 m lang und führt in 9 m Höhe über die Loire. An dem einen Ende der Brücke befindet sich ein Café. Dort gibt es absolut leckes, hausgemachtes Eis. Wer hier vorbei radelt, ohne ein Eis zu essen, ist selbst schuld! Ehrlich, besseres und geschmackvolleres Eis findet man wohl nur sehr schwer! Neben Flussradeln sind wir auch einige Strecken neben dem Kanal entlang geradelt. Das stellte eine willkommende Abwechslung zum irgendwann Einerlei des Flussradeln dar. Immerhin haben wir heute 90 km unter die Räder gebracht.
6. Tag: Kaum zu glauben, aber leider wahr. Heute begeben wir uns auf unsere Schlussetappe. Nach ca. 30 km machen wir einen Abstecher und schauen uns in La Charité ein wenig um. Erste urkundliche Erwähnung des Ortes geht wohl auf das 8. Jh.zurück. Die fünfschiffige Basilika Notre Dame de La Charité wurde im 11 Jh. im romanischen Stil erbaut. Sie ist sehr beeindruckend. Und irgendwie kommt man auch hier nicht um die Geschichte von Jeanne d’Arc herum. Diese belagerte nämlich 1429 diese Stadt. Dank der Stadtmauer konnte Sie diese aber nicht einnehmen. In Teilen ist der mittelalterliche Flair La Charité sur Loire noch spürbar. Auf dem letzen Streckenabschnitt radelt man sehr viel am Kanal entlang. Das haben wir als sehr angenehm entfunden, gab es hier doch mehr schattige Abschnitte, was bei der Wärme sehr gut tat! Und nach 78 km war dann auch die letzte Kirsche gelutscht! Wir waren zurück am eigentlichen Ausgangspunkt unserer Tour. Eine letzte Übernachtung noch im Kloster in Nevers und dann geht es morgen, nach dem Frühstück, wieder mit dem Auto Richtung Heimat! Glücklich blicken wir auf eine tolle Tour zurück!
Gasthaus in La Charite
Allier am Canal du Guetin
vergessenes Fahrrad an der Loire
am Canal lateral a la Loire
Loire kreuzt den Canal Briare
Kanalbrücke Canal-de-Briare
Nach insgesamt 512 km und 33:25 h Fahrzeit haben wir unser Ziel erreicht. Sechs sehr unterschiedliche Etappen liegen hinter uns. Positives gibt es über den Radweg zu berichten. Die Ausschilderung ist so gut, dass man keine Karte benötigen würde. Auch die Beschaffenheit ist ausgesprochen gut. Leider fehlt es an Pausenmöglichkeiten. Und es müsste deutlich mehr Verpflegungsmöglichkeiten geben. Hier müssen die Franzosen noch deutlich nachlegen. Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie sind aber ausreichend vorhanden. Alles ein Tick teurer als bei uns, aber beim Essen bekommt man auch etwas für sein Geld.
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Kennzeichnung Loire Radweg
Km Platte Loire Radweg
Aug 2, 2020 | Reise
Jun 5, 2019 | Reise
Erneut soll es in diesem Jahr für mich eine Alpenüberquerung geben. Silke hatte schon immer den Wunsch so etwas zu machen. Und darum haben wir beschlossen unsere diesjährige Tour soll stattfinden:
Auf der Via Claudia Augusta, von Donauwörth bis nach Verona
Lange vor dem eigentlichen Start sind die Fahrkarten bei der Bahn gekauft. Die Plätze für die Fahrräder in der Bahn sind sehr begrenzt und müssen daher sehr früh reserviert werden. Und für einen EuroCity, der uns von Verona nach München bringen soll, kann man per Internet keine Fahrradkarten buchen. Mitten in der Nacht, mit Hilfe des Bahnservice gelingt es dann doch, nach vielen Versuchen und schieben des Datums, entsprechende Karten für 04.06.2019, inklusive der Strecke von München nach Schleswig, zu buchen. Das steigert die Vorfreude auf die Tour dann noch um einiges mehr!
Am 24.05.19 machen wir uns, wie schon einige Male zuvor, per Rad um 8:30 Uhr auf den Weg nach Schleswig. Die Abfahrt des Zuges erfolgt pünklich um 11:51 und um 19:08 Uhr ist Donauwörth erreicht. Unsere Unterkunft ist schnell gefunden. Beim Italiener stärken wir uns, unter freiem Himmel, für den morgigen Start unserer Alpenüberquerung.
1. Etappe von Donauwörth nach Erpfting
102 km, AVS: 16.2 km/h, 720 Hm.
Um 8:45 Uhr erfolgt unser Start. Das Wetter schaut gut aus, es gibt kaum Wind, der Himmel ist teils bewölkt teils sonnig. Mittags erreicht das Thermometer die 20° Marke, fürs Radfahren völlig
Hinweis Stele
ausreichend! Die Strecke führt sehr viel an der Lech und dem Lechkanal entlang. Komoot lenkt uns sicher auf der ausgeschilderten Route. Sehr viele Wege sind noch naturbelassen, sprich geschottert.
Nun ja, wir befinden uns ja auf einem 2000 Jahren alten Weg, und die Römer kannten wohl noch keinen Teer. Aber auch diese Strecken ließen sich gut befahren. Die größte Stadt die wir heute passieren ist Augsburg. Irgendwie haben wir hier zunächst nicht den richtigen Weg gefunden. Der eigentliche Weg ist gesperrt und die Umleitung nicht gut ausgeschildert. Letztendlich entschieden wir uns immer am Lech zu bleiben, das kann doch nicht verkehrt sein. Beschlossen und gemacht, und bald waren wir wieder auf der richtigen Strecke. Das Sightseeing in Augsburg haben wir ausgelassen. Silke und ich waren auf unserer Deutschland Tour bereits einmal hier und hatten uns ein wenig umgesehen. Weiter geht es durch das Lechfeld, mal an einer Straße entlang, durch kleinere Städte und Dörfer, aber auch direkt durch Feld, Wald und Flur.
Donauwörth
Via Claudia Augusta
Leider fängt es ca. 3 km vor unserem Zielort noch an zu regnen. Dafür finden wir eine schöne Unterkunft im Hotel ”Hiristo”. Ein frisch modernisiertes Hotel inklusive Steakhouse. Klar dass wir uns über die Abendverpflegung keine Gedanken mehr machen mussten!
2. Etappe von Erpfting nach Ehenbichl
100 km, AVS: 16.0 km/h, 750 Hm
Den Bergen entgegen
am Foggensee
Auch heute wieder ist der Lech, und der Lechkanal unser ständiger Begleiter. Das wir uns auf dem alten Römerweg befinden, wird uns an sehr vielen Stellen deutlich gemacht. Stelen und Hinweistafel informieren über die Geschichte dieses Weges. An der Streckenbeschaffenheit hat sich wenig, oder gar nichts geändert. Wald, Wiese, kleine Städte und Dörfer werden teils auf befestigten Radwegen und auf ”Schotterwegen” durchfahren. Es wird aber bereits hügeliger. Schon wenige Kilometer hinter unserem Startpunkt konnte man die Alpen am Horizont erahnen. Und je weiter wir gen Süden kamen, umso deutlicher waren sie zu erkennen. Für uns ”Flachlandtiroler” ist das schon ein ganz besonderes Erlebnis. Windräder sehen wir nicht sehr viele, dafür aber sehr viele Staustufen im Lech. So kann man auch regenarative Energie erzeugen, gut so! Sehr schön ist die Strecke entlang des Foggensee. Schon von Weitem sehen wir Schloss Neuschwanstein, und Füssen ist dann auch bald erreicht. Hier gönnen wir uns eine Kaffeepause. Eigentlich wollten wir am Alpsee entlang radeln. Bis zum Parkplatz Schloss Neuschwanstein sind wir gekommen. Mussten dann doch zurück auf die Hauptroute, da an Thies E-Bike der Motor streikte, und wir uns darum die zusätzlichen Höhenmeter auf der Alternativ Route ersparen mussten.
Am späten Nachmittag passieren wir völlig unbemerkt die Deutsch/Österreichische Grenze. Erst um 19 Uhr ist dann unser heutiges Ziel erreicht. In der Pension Hohenrainer, in dem kleinen Ort Ehenbichl, kurz hinter Reutte, werden wir nett empfangen und können unsere müden Beine ausruhen. Dank des Internets ist die Ursache des Defektes bei Thies Fahrrad schnell gefunden und wurde am nächsten Morgen gleich behoben.
3. Etappe von Ehenbichl nach Landeck
80 km, AVS: 13,5 km/h, 1120 Hm
Mountainbike Strecke am Fernpass
Heute ist es beim Start etwas kühl, nur ca. 10°, aber dafür gibt es kaum Wind. Und die erste Prüfung ist auch schon kurz nach dem Start zu meistern. Ein Schotterweg führt bergan in den Wald hinein. Größere Steine, loser Sand und bis zu 14 % Steigung, da kann man mit einem beladenen Tourenbike nicht fahren, sondern schiebt besser das Rad den Berg hinauf. Oben angekommen mussten wir auch gleich eine Pause einlegen. Dort befindet sich die Ehrenberger Klause welche zur ”Bergwelt Ehrenberg” gehört. Die Klause diente bereits im ausgehenden Mittelalter als Zollstelle. Beeindruckend ist die Hängebrücke, die in 114 m Höhe die beiden Bergkuppen mit dem Schloss auf der einen und der Burgruine auf der anderen Seite verbindet. Die Spannweite beträgt 406 m und kann von mutigen und schwindelfreien Personen kostenpflichtig begangen werden. Wir haben sie nicht benutzt. 😉 Über Bichlbach, Lermoos und Ehrwald erreichen wir Biberwier. Hier beginnt der Anstieg zum Fernpass, unserem ersten Pass auf der ”Via Claudia Augusta”. Der Anstieg erfolgt auf 980 m üNN. Der Weg ist komplett naturbelassen, was hier heißt geschottert. Bei Steigungen von bis zu 10 % keine leichte Aufgabe, die wir aber gemeistert haben. Lt. Komoot befindet sich unser höchster Punkt auf 1320 m üNN. Das ist auch möglich, da der Radweg höher liegt als die Straße mit der Passangabe von 1216 m. Wir hätten somit 340 Hm auf einer Strecke von ca. 10 km bewältigt. Das wiederum bedeutet eine Steigung von durchschnittlich gut 3 %. Oben hat man einen tollen Blick ins Tal und auf die Fernpassstraße, sowie die umliegenden Berge und der Zugspitze. Leider ist es etwas regnerisch, und die Sicht nicht optimal. Wir genießen es trotzdem. Der Radweg abwärts stellt nochmal eine ganz besondere Herausforderung dar, mit bis zu 14 % Gefälle, nicht schlecht! Eigentlich ist es eine Schiebestrecke, so wird es auch angezeigt. Doch ich liebe ja das Risiko, und bin natürlich vorsichtig gefahren. Auch dieser Weg ist nicht befestigt. Teils kann man die alten Steinplatten, welche die Römer vor ca. 2000 Jahren verlegt hatten, noch erkennen. Sensationell, da kann man nur staunen.
Original Via Claudia Augusta
In Nassereith machen wir dann unsere wohlverdiente Kaffeepause. Es ist bereits 14:30 Uhr, wir sind gerade einmal 45 km gefahren, unser Durchschnitt nur (?) 11 km/h, und wir haben noch keine Unterkunft für diese Nacht gebucht. Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen. Trotzdem beschließen wir bis zum geplanten Ziel, Landeck, zu fahren. Immerhin noch knapp 40 km. Um 18:30 Uhr sind wir am Hotel Sonne angekommen. Wir hatten schon viele schöne Unterkünfte auf unseren Touren, diese gehörte nicht dazu. Das Hotel war deutlich in die Jahre kommen, hatte wohl schon bessere Zeiten erlebt. Aber für eine Nacht ist auch das zu ertragen! 😉
4. Etappe von Landeck nach St. Valentin am Reschensee
71 km, AVS: 13,7 km/h, 1200 Hm
Vorwegweiser in der Schweiz
Regentag im Inntal
Heute nun der zweite, anspruchsvollere (?) Pass. Der Reschenpass ist auch der letzte zum Überfahren des Alpenhauptkammes auf unserer Strecke. Einfacher geht es nicht! 🙂
Unser erstes Ziel ist Martina, schon auf Schweizer Gebiet. Wir pedalieren also erst einmal neben dem Inn auf überwiegend geteerten Radwegen gen Süden. Leider ist es regnerisch, was uns aber tolle Ausblicke über die tiefhängenden Wolken beschert. Toll hier auch die Enge des Inntales mit dem recht ”wilden” Inn. Macht Spaß hier zu fahren, totz des Regens. Und auch hier, vor dem Pass sind einige Höhenmeter zu bewältigen. Leider muss man ein Stück auf der Bundesstr. 184 radeln. Bis zur Altfinstermüns, hier kann man die wichtigste, alte Zollstation auf Tiroler Boden besichtigen. Ab da geht’s mal wieder berab, bis nach Martina. Nach der schweizerisch/österreichischen Grenze beginnt dann der eigentliche Anstieg des Passes. Bis zur Norbertshöhe schlägelt sich die Straße über 10 Kehren in die Höhe. Auf einer Strecke von 6,5 km müssen 380 Hm bewältigt werden. Auf der Norbertshöhe, der Pass ist noch nicht erreicht, machen wir erst einmal eine kleine Pause. Danach geht’s wieder bergab, bis nach Naunders hinein. Hier sind wir etwas orientierungslos, die Radwegausschilderung ist konfus. Wir nutzen mal wieder den GPX Track von Bikeline und finden so den Anschluss. Mit moderaten Steigerungen nähern wir uns der eigentlichen Passhöhe, ca. 2 km hinter der ehemaligen Zollstelle, auf 1513 m üNN. Nach dem Ort Reschen radeln wir östlich um den See herum, welcher erstaunlich wenig Wasser führt. Man kann sogar Reste der Häuser des Dorfes Graun erkennen, welches 1949 beim Fluten des Stausees versank. Der Kirchturm des Dorfes schaut aber immer aus dem See heraus und ist ein beliebtes Fotomotiv für vorbei fahrende Touristen. Unser heutiges Ziel, St. Valentin, erreichen wir um 17:00 Uhr. In der Pension Regina können wir heute Nacht unseren etwas durchgekühlten Körper aufwärmen und ausruhen.
Leider hat es heute fast die ganze Zeit geregnet, mal mehr mal weniger, eben ein echter Regentag. Schön ist etwas anderes, aber nicht zu vermeiden auf solchen Touren.
kurz vorm Reschenpass
auf der Norbertshöhe
5. Etappe von St Valentine nach Lana
89 km, AVS: 16,6 km/h, 570 Hm
St-Benedikt in Mals
Stadttor von Glurns
Laubengang in Glurns
Die Kirsche ist gelutscht, der Alpenkamm erklommen. Heute radeln wir durch den schönen Vinschgau. Aber nur flach ist nicht, viele Hm sind trotzdem noch zu bewältigen. Aber eben immer nur auf kürzeren Strecken. Der schwache Wind weht aus nördlicher Richtung und schiebt uns die Anstiege hinauf. Historische Orte werden passiert. Zuerst Mals mit der St. Benedikt Kirche aus dem 8 Jahrhundert. Im Inneren wurden karolingische Wandmalereien aus dem 9. Jh. gefunden, die zu den ältesten Fresken Welteuropas zählen. Westlich am Berg die Fürstenburg und etwas höher die Abtei Marienberg. Etwas abseits des Radweges liegt Glurns, die kleinste Stadt Südtirols. Ein Abstecher dorthin lohnt auf jeden Fall. Laubengänge säumen die engen Gassen. Seit dem 16. Jh. hat sich das charmante Städtchen kaum verändert.
Mittlerweile radeln wir fast nur noch bergab. Genüssliches Cruisen an der Etsch, Herz was willst du mehr. Bevor wir Meran erreichen geht es kurz hinter Algrund mächtig bergab. Ein komplett neuer Radweg mit vielen Serpentinen führt quasi ins Tal. Den kleinen Umweg nach Meran hinein hätten wir uns eigentlich sparen können. Der Ort ist sehr überlaufen, und wir tun unseren Teil noch dazu. Aber ein leckeres Eis haben wir uns hier gegönnt.
Wildwasser Etsch bei Meran
Die Weiterfahrt zu unserem Etappenziel gestaltet sich etwas schwierig. Wir kommen mit der Ausschilderung und der GPX – Führung der Bikeline Tour nicht wirklich zurecht. Wir machen so noch einmal mächtig viele Hm. Kurze, aber knackige Anstiege sind zu meistern bis zum Hotel Bühlerhof, wo wir übernachten werden. Und da wir heute Bergfest haben, gönnen wir uns ein leckeres Bier vor dem Abendessen auf der Terrasse des Hotel und genießen den weiten Blick über das Tal bis nach Meran und darüber hinaus auf die Texelgruppe und Sarntaler Alpen.
Das Frühstück am nächsten Morgen wirft uns förmlich um. Es ist sensationell! Alles was man sich wünscht ist aufgetischt. Verschiedene Brote und Brötchen, mehrere Sorten Wurst und Käse sowie Obst, Müsli und unterschiedliche frische Säfte. Gut gestärkt können wir so in den neuen Tag starten!
6. Etappe von Lana nach Kurtatsch
65 km, AVS: 15 km/h, 790 Hm
Denkmal Walther von der Vogelweide
Tunnel der alten Bahnstrecke
Heute wollen wir es etwas ruhiger angehen, haben ja ausreichend Zeit. Es ist nur noch wenig Strecke nach, aber noch ausreichend Tage. 😉 Darum wird das üppige Frühstück ausgiebig in Anspruch genommen. Erst um 10:00 Uhr treten wir in die Pedalen. Durch Obstplantagen führt und der Weg Richtung Bozen, der Hauptstadt Südtirols. Hier bin ich schon viele Male gewesen, während einiger Wanderurlaube und bei meiner ersten Alpenüberquerung 2014. Auch auf dieser Tour beschließen wir eine Ortsbesichtigung zu machen. Die Strecke vom Radweg bis ins Zentrum ist nicht sehr schön zu fahren. Dazu kommen noch Baustellen wo die Orientierung für Radfahrer etwas unübersichtlich ist. Und im Nachhinein betrachtet hätten wir uns den Umweg sparen können. Silke war es eigentlich zu gefährlich und Thies musste sich die Innenstadt nicht unbedingt ansehen. Aber so bekamen wir hier immerhin ein großes Eis und konnten die vorbei flanierenden Menschen beobachten. Hinter Bozen wurde der Radweg auf die alte Bahnstrecke der Überetschbahn gelegt. Das muss aber wohl eine Zahnradbahn gewesen sein, denn der Weg ist ganz schön steil. Auf einer Strecke von knapp 6 km steigt die Strecke um 160 Hm an und entspricht ca. 2,5% Steigung. Das ist doch nicht wenig, oder?
Toller Radweg auf alten Gleisen
Innenstadt Bozen
Bei Wikipedia kann man lesen, dass es sich um eine normale, anfangs dampfbetriebene, später elektrifizierte Bahn gehandelt hat. In Eppan hat man den Scheitelpunkt der Strecke erreicht. Es ist schon mächtig viel los hier, liegt wohl auch am tollen Wetter. Ohne weitere Anstiege radeln wir bis Kaltern. Wir befinden uns hier im Obst- und Weinanbaugebiet Südtirols. In Kaltern führt der Weg wieder bergab hinunter zum See. Um diesen östlich herum und dann wieder bergan nach Tramin. Hier nun unsere wohl verdiente Kaffeepause. Und eine Übernachtungsmöglichkeit brauchen wir auch noch. Große Überraschung, es ist nichts zu bekommen, so häufig wir auch anrufen. Überall werden wir abgewiesen! Anscheinend nutzen viele Deutsche ihr langes Wochenende um hier einen Kurzurlaub zu verbringen. Und die nehmen uns schwer arbeitenden Radfahrern die Betten weg. Mit Hilfe der TI in Kurtatsch bekommen wir aber doch noch eine Unterkunft im Fischerhof. Auch hier gibt es ein Restaurant bzw. eine Pizzeria im eigenen Hause. Unser Abendessen ist also gesichert, und der Rotwein ist auch lecker!
7. Etappe von Kurtatsch nach Nago-Torbole, Gardasee
84 km, AVS: 16,7 km/h, 670 Hm
Da wir ausreichend Zeit haben weichen wir vom eigentlichen Plan ab und beschließen einen Abstecher zum Gardasee zu machen. Und aus der Erfahrung des gestrigen Tages haben wir gleich heute beim Frühstück unsere Unterkunft gebucht, und das auch für zwei Nächte. So können wir den See und die Umgebung etwas genauer erkunden.
Die Etappe beginnt echt entspannt. Gemütliches Cruisen direkt an der Etsch. Nachdem wir Salurn passiert haben, haben wir auch die deutsch/italienische Sprachgrenze hinter uns gelassen. Salurn ist die südlichste Stadt Südtirols. Bis hierhin wird noch überweigend Deutsch gesprochen. Danach müssen wir uns mit der italienischen Sprache auseinander setzen. Um einige Ortschaften mitzunehmen verlassen wir den Fluss. In Trento teilt sich der Radweg. Wer bis nach Venedig radeln will, der verlässt hier die Etsch. Wir radeln weiter gen Süden.
Etschtal bei Ala
Weinberge vor Forte di Rivoli
Fast 70 km Flussradeln ist zwar nicht immer so spannend, aber wir genießen es heute einmal! In Ravazzone verlassen wir für heute die Via Claudia und radeln in Richtung Lago di Garda. Und Überraschung, auch auf dieser Strecke müssen wir noch einen Pass bewältigen. Der Passo San Giovanni soll mit 287 m üNN der niedrigste Alpenpass sein. Wir müssen auch nur ca. 70 Hm überwinden. In Nago angekommen müssen wir etwas suchen bis wir das Hotel Doria gefunden haben. Es liegt aber nur einige 100 m vom Radweg entfernt. Um 17:30 Uhr können wir einchecken und anschließend auf der Dachterrasse gönnen wir uns ein Einlaufbier!
Und morgen ist relaxen angesagt, denn wir bleiben ja zwei Nächte.
8. Etappe Radeln am Garda See
66 km, AVS: 13,1 km/h, 630 Hm
Der Garda See
Hafen von Riva
So ganz ohne Radfahren wollen wir den Tag aber auch nicht verbringen. Durch die Altstadt von Nago erreichen wir die ”Abfahrt” nach Torbole und an den See. Es geht mächtig bergab! Nur dumm, dass wir hier auch wieder hoch müssen. .-( Zunächst fahren wir am See entlang bis nach Riva. Obwohl, richtig fahren kann man gar nicht, es ist extrem voll auf den Promenaden. Auch den Versuch auf der westlichen Seite in Richtung Limone zu radeln brechen wir wieder ab. Zu unsicher ist die Streckenführung. Wir wissen nämlich nicht, ob es einen Radweg gibt, oder ob wir auf der sicherlich viel befahrenen Straße pedalieren müssen. Darum drehen wir wieder um und radeln auf der östlichen Seite des Sees, auf einen teilweise komplett neuen Radweg, dicht am See entlang, bis nach Castelletto. In Malcesine beobachten wir Gleitschirmflieger bei Ihrer Landung. Eine schier endlose Zahl an Piloten setzen immer wieder zur Landung ein.
Schon spannend zu sehen wie sicher sie mit ihrem Gerät umgehen können. Es ist heute aber auch ein tolles Wetter mit herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Wir entspannen und freuen uns den Umweg an den See gemacht zu haben. Zum Abschluß unserer ”Ausflugstour” müssen wir den Berg von Torbole nach Nago wieder hinauf fahren. Der Anstieg ist ca. 1,5 km lang mit Steigungen bis 11 %, und nie weniger als 9 %. Die Dame an der Reception des Hotel Doria kann es nicht glauben, dass wir den Berg raufgefahren sind. Sie meinte nur: ”Das kommt so selten vor, dass Gäste sich das antun!” Und weil das so ist, gönnen wir uns vor dem Abendessen beim Italiener noch ein Bier auf der Dachterrasse. So machen Radtouren echt Spaß, auch wenn man sich mal etwas mehr anstrengen muss! Und ein wenig Stolz auf unsere Leistung waren wir natürlich auch. 🙂
9.Etappe von Nago nach Verona
83 km, AVS: 15,3 km/h, 740 Hm
Und nun auf die Räder und zur Schlußetappe in die Pedale getreten! Es ist wieder sehr warm, wohl der wärmste Tag unserer Tour, so um die 30° in der Sonne. Und da wir selten Schatten haben, gibt es für uns das volle Programm. Von Nago erst einmal wieder über den Passo di Giovanni. Das ist aber wirklich keine große Prüfung. In Mori kann man erleben was andere Länder, oder Gemeinden, für das Wohl von Radfahrern machen. Dort gibt es einen Kreisel nur für Radler. Und das Besondere, er ist in Form einer Schnecke mit eigener Unterführung gestaltet. Zurück an der Etsch padalieren wir gen Süden unserem Ziel entgegen. So ganz ohne Steigungen verläuft die letzte Etappa aber auch nicht. Steigungen bis zu 13 % fordern uns immer mal wieder heraus.
Fahrradtunnel in Mori
bei Trento
Aber es sind immer nur kurze Strecken. Einen etwas längeren Anstieg hatten wir allerdings nach Rivoli Veronese. Hier bekamen wir auch dringend benötigte gekühlte Getränke und einen Happen zu essen. Ein Teil unseres Weges säumte der Canale Biffis. Die Bedeutung konnten wir uns nicht erklären, aber ein Blick ins Internet brachte Klarheit. Er wurde gebaut um mittels zweier Wasserkraftwerken saubere Energie zu erzeugen. Der Radweg entlang des Kanal ist super ausgebaut! Und wie es nun mal ist, auch der längste Weg hat auch ein Ende. Vororte und Verona selbst werden erreicht. Und man glaubt es kaum, der Weg zu unserem Hotel, auch schon wieder vor der Abfahrt in Nago gebucht, ist schnell gefunden. Um 18:00 Uhr sind wir da, Ende der Tour 2019 auf der Via Claudia Augusta! Das B&B Lenotti liegt direkt am Rande der Altstadt. Günstig für unsere morgige Sightseeing Tour durch Verona. Und eine große Anzahl von Restaurants liegt auch quasi vor der Tür.
Zum Schluß ein Tag Zeit für Sightseeing
”Wanderung“ 8,7km durch die Altstadt von Verona
Den letzten freien Tag nutzen wir, um uns ein wenig Verona und einige touristische Highlights anzusehen. Dazu gehört die dreischiffige Basilika San Zeno, welche dem Stadtheilgen San Zeno geweiht ist. Sie soll eine der schönsten, im romanischen Stil errichtete Kirche Italiens sein. Und da man von Kirchen ja nie bekommen kann, haben wir uns auch den Dom zu Verona und die Basilika Sant’Anastasia auch noch angesehen. Und was schaut sich ein Tourist in Verona noch an? Natürlich das Haus der Julia mit dem berühmten Balkon. Dieser wurde aber erst später angebaut, zur Zeit von Romeo und Julia gab es den noch gar nicht. Unwichtig, die Touristemassen quetschen sich durch den Torbogen in den Innenhof und betatschen die Brüste der Julia-Statue und hoffen so auf Glück in der Liebe. Wenn das so einfach wäre! Die Arena und das Castelvecchio schauen wir uns aber nur von außen an. Zu viel Kultur auf einmal ist auch nicht gut! 😉
Julias Balkon
Bronze Julia
Überreste des Dom zu Verona
Zusammenfassung
Am 24.05. erfolgte die Anreise zum Startpunkt der Tour, die Rückfahrt fand am 04.06. statt. An insgesamt 9 Tagen wurden Radtouren unternommen. Insgesamt kamen 785 km zusammen. 7400 Hm mussten bewältigt werden. 53h saßen wir m Sattel und haben kräftig in die Padelen getreten!
Jun 5, 2019 | Bildergalerie, Reise
Sep 14, 2018 | Reise
Die Republik von Süd nach Nord hatte ich ja bereits 2015 erradelt. Nun soll die Querung erfolgen. Die diesjährige große Tour führt von der holländischen bis zur polnischen Grenze auf dem Fernradweg R1 quer durch Deutschland. Der Euroradweg R1 startet in Boulogne sur Mer, Frankreich, und endet in Sankt Petersburg, Russland. Insgesamt umfasst die Strecke eine Länge von ca. 3800 km. Dafür wären sicherlich 40 bis 50 Tage anzusetzen. Das ist schon recht heftig, und so viel Zeit habe ich nun auch wieder nicht. Den deutschen Teil und ein kleines Stück des Oder Radweges gen Norden bis nach Ückermünde, werden aber von Silke, Thies und mir unter die Fahrradreifen genommen. Unser Start erfolgt am 30. Aug.18 um 08:39 Uhr in Schleswig mit der DB, die uns bis Coesfeld transportiert. Von dort fahren wir auf den eigenen Reifen bis nach Stadtlohn, von wo aus wir unsere Tour auf dem R1 am morgigen Tag starten.
R1 in Gänze, von Frankreich bis Russland
1. Etappe, von Stadtlohn über Münster nach Ascheberg, 112 km
Bei gutem Radfahrwetter – locker bewölkt, nicht zu warm – starten wir um 09:00 Uhr. Der Radweg ist sehr gut ausgeschildert, was man von der Beschaffenheit des Weges nicht immer sagen kann, leider. An einigen Stellen geht es über sehr groben Schotter, mit richtig großen Steinbrocken, teils mächtig bergab. Das ist schon recht gefährlich. Dort möchte man als Eltern, mit jüngeren Kindern nicht unbedingt entlang radeln. Gott sei Dank sind das aber immer nur kürzere Strecken, und kleine Kinder sind ja bei uns nicht dabei. Zumeist fahren wir auf Radwegen neben Landes- und Kreisstraßen, aber auch oft durch Wald und Flur.
Bei guter Stimmung erreichen wir die Fahrradstadt Münster. Für uns Radfahrer haben die Stadtväter einen Ring um den Stadtkern herum gebaut. Dafür hat man den alten Stadtwall genutzt, den Weg mit sehr viel Grün versehen und vom übrigen Autoverkehr freigehalten. Das ist schon eine tolle Lösung! Hier sind wirklich sehr viele Radler unterwegs, erstaunlich viele! Aber man glaubt es ja kaum, auch unter den Radlern gibt es ”Hirnamputierte”. Manche glauben sie seien allein auf den Wegen unterwegs und fahren ohne Rücksicht auf Verluste. Wer nicht aufpasst kann auch schon mal unter die Räder geraten!
Teil des R1
Leider gelingt es uns nicht in Telgte, wo unser heutiges Etappenziel sein sollte, eine Unterkunft zu finden. Aufgrund des Championats in Warendorf ist in der ganzen Gegend keine Unterkunft mehr zu finden. Nach längerer Recherche im Internet wurden wir in Ascheberg, südlich von Münster, fündig. Leider liegt der Ort doch deutlich vom R1 entfernt, immerhin ca. 30 km, aber was solls, wir sind ja mit dem Rad unterwegs. Das Wetter ist gut, es ist noch hell, und Thies hat auch noch genug Power in seiner Batterie. Der Umweg hat sich aber gelohnt. Es ist ein schönes kleines Hotel in dem wir heute Übernachten können. Und im Ort gibt es einen guten Italiener bei dem man gut und günstig essen kann. Und ein Eis bekommen wir als Nachtisch auch noch. Das ist ein guter Start in unsere diesjährige Tour.
2. Etappe, von Ascheberg nach Langenberg, 117km
Heute müssen wir zunächst auf den R1 zurückfinden. Dazu radeln wir in Richtung Nord-Ost und erreichen nach ca. 40 km den Radfernweg. Wenig später sind wir dann in Warendorf. Der Ort hat sich mächtig rausgeputz. In der Innenstadt sind viele hundert Meter rote Teppiche ausgelegt. So viel Ehre für uns hätten wir nicht erwartet. Nun ja, immerhin stammen wir aus dem echten Norden, dicht an der dänischen Grenze. Wenn wir dann zu Besuch kommen, dann kann man sich schon mal tüchtig ins Zeug legen, oder? Ja nee, ist leider nicht für uns, es ist ja Championat. Also für die Pferde haben sie sich geschmückt, nicht für uns, pffffff! In Rheda Wiedenbrück – bekannt den älteren Deutschen als Stammsitz des Bertelmann Verlages, des Buch Clubs – starten wir wieder die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Und zunächst wieder einmal Fehlanzeige. Das Wochenende ist noch nicht vorbei, darum weichen wir wieder gen Süden aus. Diesmal allerdings nur ca. 8 km, nach Langenberg. Im Hotel ”Otterpohl” finden wir unser Plätzchen für die Nacht. Das Hotel ist einfach, aber sauber und ordentlich. Im Ort ist mächtig was los, es ist Kirmes und bayrischer Abend. Viele laufen in Lederhose und Dirndl herum. Wir haben nichts Passendes dabei, wir suchen ja auch nur etwas zu essen. Am Marktplatz finden wir eine urige Kneipe und bekommen frisch zubereitete Bratkartoffeln und ein leckeres Schnitzel, aus der Pfanne und nicht aus der Fritteuse. Wieder geht ein gelungener Tag zu Ende, und wir sind zufrieden.
Leider ist die Beschilderung des Weges in den größeren Städten häufig mangelhaft. Und die Ansagen der Ivonnesche – die weibliche Stimme des Navigationsgerätes „Komoot“ – sind nicht immer eindeutig. Wetter war wie gestern, es gab nichts zu meckern! Die Streckenführung verwundert dann schon mal. Obwohl wir doch Richtung Osten fahren führt der Weg mal nach Süden, hin und wieder so gar nach Westen. Nun ja, mit dem Fahrrad alles kein Problem: Der Weg ist das Ziel!
3. Etappe, von Langenberg nach Vörden-Marienmünster, 109km
Nach dem Start um 8:40 Uhr erreichen wir sehr schnell wieder den R1 in Rietberg. Das Wetter ist sehr gut, die Sonne scheint, es ist aber noch relativ kühl. Kühl? Was heißt das eigentlich für uns Radfahrer?
Fachwerk in Rietberg
Eisenkunst in Rietberg
In Rietberg ist erst einmal etwas Sightseeing angesagt, eine wirklich schöne, historische Stadt, die ich bereits während meiner Ems Tour besucht hatte. Danach dann ein weiteres Highlight unserer Tour, das Jagdschloss Holte in der Nähe der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock . Es ist ein barockes Wasserschloss aus dem 17.Jahrhundert, leider für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Weg hierhin führt durch ein sehr schönes Waldgebiet. Eine alte Wassermühle an der Strecke, heute ein Restaurant, lädt zu einer Pause ein. Später dann in Senne Stuckenbrock, besuchen wir einen sowjetischen Ehrenfriedhof. Dieser Ort erinnert an die Opfer eines russischen Kriegsgefangenen Lagers in Senne. Ein Ort der Stille, zum Erinnern und Nachdenken, für alle Generationen unseres Landes!
Über Augustdorf – hier wird erst einmal eine Eispause eingelegt – erreichen wir Detmold. Und auch hier ist der Weg sehr schlecht, ja sogar fehlerhaft ausgeschildert. Aber Dank bikeline Tourenbuch finden wir den richtigen Weg! Die Strecke wird langsam bergiger. Wir sind ja auch bereits im Teutoburger Wald. Bis zum nächsten POI, den Extern- Steinen, geht es mächtig bergan! Das gute Wetter, und es ist ja auch noch Sonntag, hat sehr viele Menschen zu diesem Ort gelockt. Aber natürlich müssen wir hier einige Fotos schießen und uns die markanten Sandstein-Felsformation genauer ansehen. Schnell wird uns der Trubel jedoch zu viel, und wir steigen wieder auf die Räder. Und im wechselnden Auf und Ab erreichen wir dann unser heutiges Etappenziel, den Gasthof Weber in Vörden-Marienmünster.
Mit diesem Gasthof haben wir einen Glückstreffer gelandet. Wir bekommen schöne, große Zimmer. Es ist die beste Unterkunft bisher auf unserer Tour. Und was soll ich sagen: Es ist Schnitzeltag, für 9,90 €/Pers. gibt es Schnitzel satt, in allen Variationen mit Beilagen und verschiedenen Salaten. Besser geht’s nimmer! 🙂 Und das Frühstück am nächsten Morgen ist auch sehr gut.
Diese Etappe hatte es in sich, und war schon anstrengend. Immerhin mussten 960 Hm bewältigt werden. Für uns Flachlandradler nicht gerade wenig!
4. Etappe, von Marienmünster nach Bad Gandersheim, 95 km
Gut gestärkt vom reichhaltigen Frühstück in Webers Gasthof gehts wieder auf die Piste. Und gleich hinter Vörden geht es mächtig bergan! Gott sei Dank nur für eine kurze Strecke. Aber das bleib keine Ausnahme. Wir müssen immer wieder rauf und runter bis wir in Höxter ankommen. Danach radeln wir weiter an der Weser entlang bis Holzminden ganz ohne Höhenmeter. Hinter Höxter unternehmen wir einen kurzen Trip zum Schloss Corvey. Corvey gehört zu den UNESCO Weltkutur Erbestätten und ist allemal ein Besuch wert! Aber wir schauen es uns nur kurz und von außen an. Für eine Führung haben wir zu wenig Zeit. Wir schieben die Räder durch den Park, und es dauert nicht lange, da werden wir darauf hingewiesen, dass Fahrräder dort nicht erlaubt sind. Hää, wieso das denn? Wir schieben die Räder, gefährden oder belästigen keine anderen Besucher, die auch gar nicht zu sehen sind. Was ist so schlimm an den Rädern? Zerstören sie die Wege mehr als ein Fußgänger, oder geht es einzig und allein um das Einhalten einer Vorschrift, wer immer diese auch erlassen hat?
Kloster Corvey
Kloster Corvey
Zwischen Höxter und Holzminden mäandriert die Weser durch die Landschaft. Der Radweg folgt dem Verlauf des Flusses, eine echt schöne Strecke. Ab Bevern und einer kurzen Pause beim Schloss, geht es wieder häufig bergauf und -ab, bis wir letztendlich unser Ziel, Bad Gandersheim, erreichen. Leider radelten wir heute längere Strecken direkt neben einer vielbefahrenen Straße. Das ist nicht wirklich schön, denn teilweise fehlte sogar der Radweg. Insgesamt war es aber eine schöne Tour. Wir sind trotz der Steigungen ganz entspannt am Ziel angekommen. Die Strecke war heute auch kürzer als geplant; nach ca. 95 Km haben wir das Hotel Garni ”Gerichtschänke” erreicht. Zum Essen, draußen auf dem Marktplatz neben dem Domplatz, bekam ich super leckere Nudeln vom besten Italiener des Ortes zubereitet. Getränke und Essen für gerade einmal 20 €. Herz was willst du mehr?
5.Etappe, von Bad Gandersheim nach Wernigerode, 87 km
Gerne hätten wir uns die Stiftskirche noch angesehen. Leider war sie bei unserer Ankunkt gestern Abend bereits geschlossen, und heute Morgen ist sie noch nicht geöffnet. So starten wir ohne Sightseeing unsere 5. Etappe bis in den Harz. Bereits einige km hinter Bad Gandersheim verschlechtert sich die Radwegbeschaffenheit. Die Wege sind häufig unbefestigt, viel grober Schotter und größere Steiner, anstrengend und gefährlich zu fahren. Um 12:30 Uhr erreichen wir Goslar. Diesen Ort sehen wir uns natürlich etwas genauer an. Es gibt ja viel zu sehen, Goslar ist doch immerhin UNESCO Weltkulturerbe Stadt. Die Kaiserpfalz gehört zu den Highlights, die wir uns natürlich, aber nur von außen, ansehen. Die Altstadt ist sehenswert und sollte man nicht versäumen. Bad Harzburg ist der nächste größerer Ort am Harz den wir erreichen. Hier machen wir dann auch eine Kaffeepause. Danach radeln wir weiter über Ilsenburg zu unserem Etappenziel Wernigerode. Unser Hotel liegt etwas ausserhalb des Ortes. Es ist ganz neu, alles sehr hell und neu eingerichtet. Zum Essen müssen wir aber mit dem Rad fahren. Heute gibt es landesuntypisch bayrisches Essen. Ist aber ganz lecker, und das Bier mundet uns auch! 🙂
Insgesamt haben wir heute sehr viel gesehen, und eine schöne Tour gehabt. Aber leider waren teilweise die Wege sehr schlecht. Es waren die schlechtesten Wege, die wir bisher gefahren sind.
Flußfahrt am R1
Goslar von oben
Goslar von oben
6. Etappe, von Werningerode nach Staßfurt, 105 km
Und wieder geht es über Stock und Stein. 🙁 Es hat sich eigentlich nichts geändert. Viel Schotter, viele große Steine und immer noch gefährlich und anstrengend zu fahren. Und natürlich viel bergan und -ab! Wir radeln ja auch am Harzrand entlang. Durch fehlerhafte und falsche Ausschilderung des Radfernweges verlieren wir viel Zeit. Aber immerhin haben wir gutes Wetter, so bleibt die Stimmung im positiven Bereich. Hinter Ballenstedt werden die Wege wieder sehr viel besser und so schaffen wir die letzten 53 km bis zur Pension ”Am Anger” in Staßfurt in relativ kurzer Zeit.
Die Unterkunft ist einfach, aber günstig, 20€/Pers. Eigentlich ist es eine Ferienwohnung und es gibt kein Frühstück. Unser Abendessen bekommen wir bei einem Italiener, denn es gibt in dem Ort nichts Gescheiteres. Aber die Pizza ist i. O., und das Eis danach ist wirklich lecker. Der Ort an sich ist schon traurig anzusehen, sehr viel Leerstand und viele verfallene Häuser. Hier gibt es noch viel zu tun! Tourismus und entsprechende Angebote sind hier Fehlanzeige.
7. Etappe, von Staßfurt nach Oranienbaum-Wörlitz, 113 km
Unser Frühstück gibt es heute bei Real, belegte Brötchen mit Filterkaffee. So kommen wir etwas später los und dazu starten wir noch in die falsche Richtung. Aber das haben wir relativ schnell festgestellt. So haben wir die Räder umgedreht und ab gings in die richtige Richtung! Den groben Schotter haben wir nun hinter uns gelassen, dafür fahren wir häufig über ganz schlimmes Kopfsteinpflaster. Kommt man nur so zum Ziel, oder haben die Planer absichtlich solche Strecken festgelegt um uns möglichst viele Schlechtwege zu präsentieren? Nun ja, die Ortsdurchfahrten sind in den östlichen Bundesländer eben noch häufig mit Kopfsteinen ausgelegt. Für einen europäischen Fernradweg kein gutes Aushängeschild. Aber dafür sieht man viele alte Burgen und Schlösser. Hätte gar nicht gedacht, dass wir so viele sehen würden. Besonders gut ist der Radweg zwischen Dessau und Vockerode. Dieser scheint ganz neu zu sein, ist super geteert und führt durch eine tolle Landschaft. Auch die Weiterfahrt nach Oranienbaum führt durch Wälder, echt gut!
Nach fast 7h Fahrzeit und 113km pedalierter Strecke erreichen wir die Pension ”Am Waldweg”. Nicht spektakulär, aber i. O. Dafür ist das Essen im Restaurant ”Goldener Hirsch” besonders gut, und ein Schloss gibt es hier auch.
R1 und Geschichte, Reppichau
Schloß Oranienbaum
8. Etappe, von Oranienbaum-Wörlitz nach Brück, 100 km
Heute Nacht hat es wohl geregnet, und es regnet bis kurz vor unserer Abfahrt. Als wir auf den Rädern sitzen ist es trocken, und so bleibt bleibt es auch. Später bescheint uns sogar die Sonne wieder, wie schon an den Tagen vorher! 🙂
Was auch gleich ist, das sind die ”Schietwege” denen wir folgen müssen. Aber es sind nicht so lange Strecken. Zumeist sind die Wege gut bis sehr gut! Während der heutigen Tour sehen wir interessante Stätten und historische Orte. Mehr durch Zufall, als geplant gelangen wir mitten hinein in das Freilichtmuseum ”Ferropolis” der Stadt aus Eisen. Auf einer Halbinsel des Gremminer Sees, der durch den Braunkohleabbau hier eintstanden ist, wurde ein Industrie Museum errichtet. Fünf schwere Bagger-Giganten des Tagebau wurden hier zusammen geführt und sind von weitem schon zu sehen. Diese haben uns quasi angezogen. An einem geführten Besuch des Museums wollen wir aber nicht teilnehmen und machen wieder kehrt. Ein kleiner Umweg, der sich aber gelohnt hat!
Nach knapp 50 km erreichen wir die Lutherstadt Wittenberg. Hier ist natürlich Sightseeing angesagt. Schlosskirche mit der Thesentür sind schon ein Muss. Und natürlich auch die Stadtkirche St. Marien, in der Luther him self seinerzeit die evangelische Lehre verkündete. Von hier aus suchen wir eine Unterkunft für die Nacht. Unser Ziel sollte eigentlich Borkheide sein, aber nix da, kein Bett für uns! In Brück nimmt man uns aber sehr gerne auf. Im Gasthaus ”Alte Brücker Post” bekommen wir Logis, aber kein Frühstück. Das können wir laut ”Gastmutter” am nächsten Morgen beim Bäcker oder Schlachter vor Ort bekommen. Ob das alles so klappt werden wir sehen, denn wir möchten morgen früher starten. Wir müssen durch Potsdam und Berlin radeln, wollen uns das eine oder andere ansehen und unser Ziel, Erkner, liegt noch viele Kilometer hinter Berlin.
9. Etappe, von Brück nach Erkner, 130 km
Um 07:00 Uhr starten wir heute. Zunächst radeln wir zum Schlachter und hoffen auf ein leckeres Frühstück. Fehlanzeige, am Samstag haben die keine Zeit uns zu bewirten. Also zurück zum Bäcker. Und auch hier gibt es heute kein Frühstück. Aber die Verkäuferin macht uns zumindest ein belegtes Brötchen und ´ne Tasse Kaffee bekommen wir auch. Frühstück ist anders!
So richtig warm ist es heute Früh nicht, so um die 10° C. Aber das ändert sich im Laufe des Tages. Die Ragwege sind echt super, wie wohl in ganz Brandenburg! Alles läuft super, wir radeln viel durch Wälder und am Schwielow- und Templiner See entlang. Und wir sind nicht die Einzigen, mit uns radeln x Hundert Andere um und durch Potsdam. Natürlich müssen wir einen Abstecher zum Schloss Sanssouci machen, aber allzuviel Zeit verbringen wir hier nicht. Wer sich alles ansehen will sollte einen ganzen Tag zur Verfügung haben. Das haben wir aber nicht. Danach dann weiter nach Berlin. Jungfern- und Wannsee, die Havel sowie der Grunewald – heute keine Holzauktion – liegen auf unserem Weg. Dann quer durch Berlin. Natürlich über die Straße des 17. Juni, an der Siegessäule vorbei und durch das Brandenburger Tor. Das ist schon ein Erlebnis der besonderen Art. Mit dem Fahrrad von der holländischen Grenze durch das Brandenburger Tor. 🙂 Wer kann das schon von sich behaupten? Wir sind stolz bis hierher gekommen zu sein. Die Etappe habe ich vorher bei Komoot eingegeben, und dat Ivonnesche soll uns durch Berlin führen. Nur geht das etwas in die Hose! So wie sie uns führt, werden wir wohl Erkner heute nicht mehr erreichen. Aber dort stehen unsere Betten. Ein Blick in die Karte macht deutlich wo wir gerade sind, und wo Erkner liegt. Wir müssen uns umorientieren, auch wenn Ivonne das nicht akzeptiert. Einmal durch Marzahn, von Nord nach Süd. Wohnen möchten wir hier nicht! Cindy wohl auch nicht mehr, denn die haben wir nicht getroffen. Irgendwann sind wir wieder auf den R1 und nach 130 km erreichen wir um 20:00 Uhr das Tagungshotel Bildungszentrum Erkner. Es war nicht einfach hier ein Einzel- und Doppelzimmer zu bekommen, obwohl sie über mehr als 250 Zimmer verfügen. Aber die meisten davon sind Doppelzimmer. So ganz günstig ist es für mich nicht, es kostet immerhin 68,- €, allerdings mit Frühstück. Und wir können uns auch gleich noch am Abendbüffet für 11,50 € den Magen voll schlagen. Nach einer solch langen Tour hat man ja auch Hunger. Und ein Bier bekommen wir auch für wenig Geld! So relativiert sich der Zimmerpreis dann wieder.
10. Etappe, von Erkner nach Kienitz an der Oder, 89 km
Es gab ein super Frühstücksbüfett. Da haben wir mächtig zugeschlagen. Wir gehen den letzten Abschnitt es Radfernwegs 1 an. Und diese Etappe wird nicht so lang als gestern. Das Wetter meint es gut mit uns. Wenn es beim Start um 09:15 Uhr auch noch relativ kühl war, so wird das Thermometer später auf über 27° C ansteigen. Wir sind zufrieden! Auch die Radwege lassen nichts zu wünschen übrig, Kopfsteinpflaster Fehlanzeige! Der Weg führt durch viele Wälder und quer durch riesige Felder. Solche sieht man bei uns nicht. Einige sind deutlich größer als 100 ha. Kurz vor der Oder erreichen wir Letschin. Hier schauen wir uns das Eisenbahnmuseum an – von außen, da geschlossen. Und im Ort machen wir eine Kaffee-/Eispause.
Am 09.09. um 17:00 Uhr, nach 10 Tagen und 1092 km haben wir die Oder, die Grenze zu Polen, erreicht. Die Querung durch Deutschland ist vollbracht. Ab hier folgen wir dem Oder-Neiße Radweg gen Norden. In Kienitz, im Gasthof ”Vier Jahreszeiten” finden wir eine freundliche Aufnahme, und unser Abendessen bekommen wir hier auch. Allzu spät darf man hier nicht ankommen, denn ab 18:30 Uhr bekommt man in diesem Ort nichts mehr zu essen! Das hat uns schon gewundert, aber außer Tourenradler auf dem Oder-Neiße Radweg gibt es wohl wenig Touristen. Die Gegend hier ist aber schon sehr schön, Natur und Idylle pur. Nur ewig hier leben? Nein Danke, es ist schon auch eine recht ”tote” Gegend.
Landschaft am R1
Landschaft am R1
Wir sind in 10 Tagen, von West nach Ost quer durch die Republik geradelt. Wir haben nette Menschen getroffen und sehr unterschiedliche Landschaften gesehen. Die Radwege waren nicht immer so, wie wir sie uns gewünscht haben. Um den Harz herum waren sie am schlechtesten, in Brandenburg am besten! Und es ging doch sehr viel bergauf und -ab. Was mir besonders gut gefallen hat, es gab sehr viele Obstbäume neben den Wegen. Und ganz besonders toll war, das darunter sehr viele Pflaumen waren, die prallgefüllt mit reifen Pflaumen zum Naschen einluden.
Es war eine tolle Tour, die ja noch nicht beendet ist. Bis Ückermünde nutzen wir jetzt den Oder-Neiße Radweg.
11. Etappe, von Kienitz nach Penkun, 117 km
Heute nun folgen wir der Oder in Richtung Norden. Der Weg führt Kilometer weit direkt an der Oder entlang. Es ist alles flach und geteert. Wir kommen gut voran und so liegen bis um 12 Uhr bereits 50 km hinter uns. Der Oderbruch ist landwirtschaftlich geprägt. Große Kürbisfelder liegen am Weg, aber es gibt auch Getreibe, Grünland und Mais. Die Ortschaften liegen meist neben dem Weg, Einkaufmöglichkeiten sind auch eher selten. Verpflegung und Getränke sollte man unbedingt dabei haben, ganz besonders wenn es so warm ist wie heute. In Schwedt wollten wir eigentlich einen kleinen Abstecher nach Polen machen. Aber wie sich herausstellt, müssten wir dafür doch viele km gen Osten, und später dann wieder zurück, radeln und dazu noch neben der Hauptstraße. So verzichten wir auf den Ausflug. Kurz hinter Mescherin verlassen wir die Oder, die von dort auf polnischem Gebiet weiter fließt, bis sie letztendlich durch das Stettiner Haff in die Ostsee mündet.
Kurz vor Neurochlitz kommen wir der Deutsch-Polnischen Grenze ganz nahe. Die Grenzpfähle stehen direkt neben dem Radweg. Und so kommen wir dann doch noch dazu unsere Füsse auf polnischen Boden zu setzen. Aber alles in friedlicher Absicht! Hier sind wir in Angelas Heimat, der Uckermark. Ganz schön hügelig ist es hier. Mehr als bei uns in Angeln. Es geht mächtig bergauf und –ab.
Nach 117 km und 6,5h im Sattel erreichen wir den Gasthof ”Greif” in Penkun. Neben Logis bekommen wir hier auch lecker Kost und Bier! 😉 Wieder einmal sind wir glücklich und richtig zufrieden. Und morgen dann die letzte Etappe nach Anklam oder Ückermünde. Mal sehen wo wir landen!
12. Etappe, von Penkun nach Ückermünde, 90 km
Ein großes Frühstück bildet den Start zu unserer Schlußetappe der Radtour 2018. Es ist etwas regnerisch, aber nicht einmal so viel, dass ich richtig nass werde. Von Regen kann auch heute nicht die Rede sein, wenn es auch hin und wieder etwas Feuchtigkeit von oben gibt. Wir radeln immer noch durch die Uckermark, und es ist immer noch sehr hügelig. Gerechnet haben wir nicht damit, dass wir hier so viele Höhenmeter zu bewältigen hätten. Aber später, je dichter wir zum Wasser kommen, nimmt die ”Bergfahrerei” ab. Bei Löcknitz treffen wir auf die 1000 jährige Eiche. Ob die wirklich so alt, weiß wohl niemand. Und in Rieth erreichen wir den Neuwarper See, eine Bucht des Stettiner Haff. Später dann radeln wir neben dem Haff entlang bis nach Ückermünde. In einen Ortsteil, in Bellin, bekommen wir eine Übernachtungsmöglichkeit. Und in nur 500 m von unserer Pension entfernt bekommen wir in einen Restaurant, direkt am Haff gelegen, ein überaus leckeres und frisch zubereitetes Abendessen in bester Qualität zu einem echt fairen Preis. Unser Blick über das Haff verschwindet langsam in der aufkommenden Dunkelheit.
Morgen früh um 09:05 Uhr fahren wir mit der Bahn zurück nach Schleswig!
Stettiner Haff
Zusammenfassung
Es ist vollbracht! Von Coesfeld bis nach Ückermünde haben wir 1304 km unter unsere Räder gebracht und saßen dafür 79 Stunden im Sattel. Wir sind durch NRW, Niedersachen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern geradelt, haben die Ausläufer des Teutoburger Waldes, Weserberglandes, Solling und des Harzes bezwungen. Wir sind durch kleinere Orte und durch viele Städte gekommen, haben Baudenkmäler und historische Plätze gesehen und die Vielfalt und unterschiedliche Qualität von Radwegen genossen. Wir sind glücklich und ein wenig stolz, dass wir das gemacht und auch geschafft haben!
Das Wetter hat es immer gut mit uns gemeint. Wir hatten kein Regentag – es hat nur an zwei Tagen ein wenig gedröppelt. Teilweise war es schon recht warm, aber nie zu warm. Mit den Quartieren hatten wir auch immer Glück. Jede dieser Unterkünfte können wir ruhigen Gewissens weiter empfehlen. Das gleiche gilt für die Gaststätten oder Restaurants, die wir besucht haben!
Die einzelnen Etappen habe ich mit Komoot aufgezeichnet. Hier folgen die einzelnen Links zu den Aufzeichnungen. Die Etappen 1, 2, und 5 sind in mehrere Teile unterteilt.
- Etappe, Teil 1: https://www.komoot.de/tour/44618048
Etappe, Teil 2: https://www.komoot.de/tour/44641826
- Etappe, Teil 1: https://www.komoot.de/tour/44695751
Etappe, Teil 2: https://www.komoot.de/tour/44746388
Etappe, Teil 3: https://www.komoot.de/tour/44764991
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/44905111
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/44990557
- Etappe, Teil 1: https://www.komoot.de/tour/45064545
Etappe, Teil 2: https://www.komoot.de/tour/45110231
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45229356
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45332589
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45421123
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45574945
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45748896
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45863019
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45952714
Okt 31, 2017 | Reise
Prolog, 11.09.17
Auch in diesem Jahr ist wieder eine große Fahrradtour geplant. Der Ausgangspunkt und das Ziel für diese Tour sind mehr oder weniger bereits seit längerer Zeit ausgewählt. Und wenn wir das angedachte Ziel erreichen, dann dürften wir so ca. 1400 km in den Beinen haben. Die Zugkarten, inkl. Fahrradkarten, liegen seit drei Monaten bereit. Wir möchten ja so günstig wie möglich unser Startpunkt erreichen. Dummerweise ist es bisher nicht möglich, Fahrkarte und Reservierung für die Fahrräder gleichzeitig im Internet zu ordern. Die deutsche Bahn tut sich immer noch sehr schwer mit dem Service, speziell für Fahrradfahrer. 🙁 Und im IC geht ohne Platzreservierung fürs Fahrrad gar nichts! Unser Startpunkt in diesem Jahr ist St. Moritz, in der Schweiz. Wir bekommen die nötigen Karten für eine Zugverbindung bei der wir nur dreimal Umsteigen müssen. Da die Anreise schon einge Zeit in Anspruch nimmt, planen wir die Nacht durchzufahren, um dann am nächsten Vormittag mit unserer Tour starten zu können. Abfahrt in Schleswig um 17:36 Uhr, Ankunft in St. Moritz am nächsten Tag um 11:03 Uhr. Soweit zum Plan. Aber wie so oft bei der DB ist es nur ein Plan. Und dieser Plan geht mal wieder nicht, Leider! Ok, für das Absacken der Gleise konnte die Bahn vielleicht selbst direkt nichts. Aber für uns hieß es, dass wir mit dreimal Umsteigen unser Ziel nicht erreichen können. Statt dessen sollen es nun siebenmal werden. Mit den Rädern und dem Gepäck wirklich kein Spass! Aber es nützt nichts, irgendwie müssen wir ja nach St. Moritz kommen! Da wir immer mit unliebsamen Überraschungen rechnen, starten wir bereits eine Stunde früher, so ist das Umsteigen in HH etwas entspannter, und Zeit für einen Kaffee bleibt auch noch. Und das war rückblickend auch eine kluge Entscheidung, denn bereits in Neumünster endet unsere direkte Fahrt nach Hamburg. Stellwerkausfall in NMS, wir müssen eine Umleitung über Bad Segeberg nach Bad Oldesloe nehmen. Dort dann wieder umsteigen in den nächsten Zug nach HH. Überall das große Chaos, weil niemand weiß welches der nächste Zug ist, welches das richtige Gleis, und das Bahnpersonal hat sich vorsichtshalber versteckt. Informationen sind also nicht zu bekommen. Auch das Internet hilft hier leider nicht! Und natürlich ist dieser Weg länger als der direkte. Von unserer Stunde, die wir als Puffer hatten, wird die meiste Zeit aufgebracht. Mit etwa Stunden „Verspätung“ kommen wir in HH an, aber unseren Zug, den IC 209, erreichen wird zum Glück trotzdem noch. Wären wir nicht früher gestartet, hätten wir unser Ziel am nächsten Tag wohl kaum erreicht!
1.Halbetappe, 12.09.17, von St. Moritz nach La Punt
Die Bahnfahrt war ein echtes Abenteuer, denn die Überraschungen endeten nicht in HH. Erst fanden wir den Wagen für die Räder nicht und sind dann irgendwo eingestiegen. Das darf man natürlich nicht, aber der Wagenstandsanzeiger war nicht korrekt. Der Zugbegleiter kam kurz nach dem Start auf uns zu und belehrte uns wo sich das Fahrradabteil in seinem Zug befand. In Bremen mussten wir dann das richtige Abteil aufsuchen, d. h.von ganz hinten nach ganz vorne, in 5 Minuten. Mit den Rädern – auf dem Bahnsteig darf man eigentlich nicht fahren – schafften wir es rechtzeitig. Eine freundliche Zugbegleiterin erklärte uns später, dass die Zugfahrt in Karlsruhe enden und ein Schienenersatzverkehr bereit stehen würde. Das ist in der Regel ein Bus, der alle Fahrgäste bis zum nächsten Einsatzort der Bahn befördern soll. Die nette Dame erklärte uns wo der Bus abfahren würde und wir sollten es trotz der Räder versuchen, vielleicht nimmt man uns ja trotzdem mit. Wir zwei waren aber nicht die einzigen die mit dem Rad unterwegs waren. Am Bus standen dann 5 Personen mit ihren Rädern. Man teile uns auf die zwei bereit stehende Busse auf und wurden im übervollen Bus nach Baden Baden chauffiert.
Schienenersatzverkehr mit Rad
Auf diesem Wege sparen wir sogar etwas Zeit und wir müssen auch nicht mehr so häufig umsteigen! Um 12:58 Uhr erreichen wir St. Moritz, Schweiz!
Bevor das Ziel erreicht wird, steht uns noch eine abwechsungsreiche Bahnfahrt bevor! Die Rhätische Bahn bringt uns von Chur nach St. Moritz, eine Bahnfahrt der besonderen Art. Die Bahnstrecke gehört zum UNESCO-Welterbe, führt über sehr viele Viadukte und durch fast genau so viele Tunnel. Mit atemberaubenden Aussichten geht es durch die einzigarte Bergwelt Graubündens. Einige Male vollzieht die Strecke eine Kehre um 360°, der Höhenunterschied von Chur bis zum höchsten Punkt der Teilstrecke bis St.Moritz beträgt ca. 1200 Hm und das alles ohne Zahnräder. Wirklich beeindruckend diese imposante Ingenieursleistung Ende des 19. Jahrhunderts.
Am Maloja Pass
Landwasserviadukt
Start St Moritz
Um 13:30 Uhr starten wir dann unsere Fahrradtour. Zunächst radeln wir Richtung Quelle des Inns bis zum Maloja Pass auf 1815 m üNN. Die Quelle selbst ist hier noch nicht erreicht, aber die Wanderung zur ca. 750 m höher gelegenen Quelle sparen wir uns. 😉 Trotzdem hat uns die Strecke von 18 km zum Pass sehr gefallen.Tolle Gipfel, große Seen und schneebedeckte Berge wohin man schaut. Ab hier ist der Inn nun unser Begleiter für eine längere Zeit. Über St.Moritz radeln wir in Richtung Mündung des Inns. Leider ist die Ausschilderung nicht so, wie wir als Tourenradler es uns wünschen! Wir verfahren uns dann doch ein ums andere Mal. Aber wie sagt Gerd doch immer: “ Umwege erhöhen die Ortskenntnis.“ Wie wahr das doch ist. Der Inn ist hier bereits recht breit und teils auch mächtig wild. Viele Bäche und Wasserfälle transportieren sehr viel Wasser in den Inn und lassen ihn schnell anwachsen.
Unsere heutige Halbetappe endet in La Punt. Es fing bereits an zu regnen und es wird langsam dunkel. Eine Unterkunft haben wir auch noch nicht. Seit mindestens 34 h sind wir auf den Beinen, ohne viel Schlaf. Genug ist genug! In der TI ist man sehr freundlich und hilfsbereit und so finden wir schnell eine gute Unterkunft, welche mit 98 CHF inkl. Frühstück für zwei Personen für schweizer Verhältnisse recht günstig ist. Die Vermieterin ist genau so freundlich wie die Dame in der TI, und wir sind glücklich und zufrieden. Was will man mehr? Auch das Abendessen im Restaurant „Zur kleinen Hexe“ ließ keine Wünsche offen. Lecker Pizza, scharf, gut und reichlich. Wir wurden richtig satt und ein Bier durfte auch nicht fehlen.
2. Etappe, 13.09.17, von La Punt nach Landeck
Scuol, Radweg ganz unten 🙁
Wir starten in La Punt um 09:00 Uhr bei 0° C. Es ist doch recht frisch, trotz kurzer Hose aber erträglich. 😉 Die Ausschilderung ist immer noch suboptimal. Vielleicht übersehen wir auch die richtigen Schilder. Dazu kommt, dass wir nicht immer dem Radweg folgen wollen, da es teils mächtig bergan gehen soll. Darum bleiben wir zunächst auf der Straße. Das ist aber ok, denn der Verkehr hält sich in Grenzen. In Scoul wollen wir wieder von der Straße auf den Radweg wechseln, den wir unten am Fluß ausgemacht haben.
Es geht mächtig bergab. Unten angekommen zeigen die Hinweisschilder in die Richtung aus der wir gekommen sind. Das geht natürlich gar nicht! Wir bleiben wo wir sind und radeln auf einem Schotterweg am Fluß entlang. Aber auch hier wieder viel bergauf und -ab. Aber was solls, da müssen wir nun durch, zurück gehts nimmer. Bis zu 12% auf Schotter, das ist eine echte Herausforderung. Aber auch der reguläre Weg, den wir irgendwann wieder finden, ist häufig unbefestigt, führt durch den Wald immer bergan, und dann auch wieder bergab. Wir machen mächtig Höhenmeter. Nach 79 km wird die schweizerische/österreichische Grenze passiert. Ab hier ist die Ausschilderung vorbildlich (1 +) und die Schotterwege haben auch ein Ende! Etwa 10 km vor Landeck geht es noch einmal mächtig bergan. Und wenn man dann bereits über 100 km in den Beinen hat, dann kann man auf solche Anstiege gut verzichten. Aber auch das schaffen wir noch. Um ca. 17:30 Uhr haben wir unser heutiges Ziel erreicht. Auch hier in Landeck verhilft man uns in der TI zu einer Übernachtungsmöglichkeit. Es ist ein einfaches und sauberes Zimmer. Wir sind zufrieden.
Heute war es eine anstrengende Etappe, 884 Hm bei knapp 21km. Allerdings ging es auch 1713 m bergab, auf einer Strecke von 48 km.
3. Etappe, 14.09.17, von Landeck nach Schwaz
Wieder schaffen wir es und starten um 09:00 Uhr unsere 3. Etappe. Wie so häufig finden wir im Ort nicht gleich den richtigen Weg. Einige Umwege fahren wir schon. Nun ja, da macht man ja nichts! Die Sonne scheint, es ist weder zu warm, noch zu kalt, also gerade richtig für uns! Es ist ein angenehmes Radeln. Wir pedalieren ganz viel direkt am Inn erntlang. Der Weg ist wieder gut ausgeschildert. Trotzdem müssen wir schon aufpassen, dass wir kein Schild übersehen. Zu zweit geht es aber ganz gut! Zwischendurch wird auch ein wenig Sightseeing betrieben. Wir machen einen kleinen Umweg und fahren zur Zisterzienserabtei Stift Stams, gegründet 1273. Sie liegt aber auch quasi direkt am Weg. Und natürlich müssen wir auch noch eine kleine Mittagspause machen. Dafür strengen wir uns mächtig an und fahren in den Ort Rietz ein „wenig“ bergan. Hier bekommen wir beim Schlachter lecker Leberkäse. Kräfte tanken und ein wenig in der Sonne relaxen. Danach weiter auf dem Innradweg zunächst bis Insbruck. Natürlich machen wir uns auf die Suche nach dem „Goldenen Dachl“, welches nach einiger Zeit auch gefunden wird. Zur Belohnung gönnen wir uns einen Kaffee mit einem Stück Kuchen. Danach schauer wir uns noch ein wenig in der Altstadt um. Schöner Ort, ein Besuch lohnt sich!
Nach der Pause beginnt es erst leicht, dann doch mächtig zu regnen. Die letzten zwei Stunden des heutigen Tages radeln wir im Regen, insgesamt ca. 40 km. Und der Wind dreht auch mächtig auf. So haben wir zwar mal Rückenwind, aber leider ganz häufig auch Gegenwind. Regen und Gegenwind, das macht nicht wirklich viel Spaß! Trotzdem peilen wir unser heutiges Etappenziel, Schwaz in Tirol, an, welches um ca. 17:15 Uhr erreicht wird. Dann startet die Suche nach einer TI, die aber dann doch noch „rechtzeitg“ gefunden wird. Kurz nach der offiziellen Öffnungszeit ist eine freundliche Dame noch bereit uns eine Unterkunft zu suchen. 28,-€/Pers. inkl. Frühstück, das ist natürlich i.O.! Dann beginnt das Suchen nach unserer Unterkunft. Letztendlich finden wir aber den Ort, an dem wir unser müdes Haupt zur Nacht betten können. Dank eines guten Tipps der Vermieterin finden wir auch noch ein gutes Lokal für unser Abendessen.
4. Etappe, 15.09.17, von Schwaz nach Mittensill
Dies ist wohl unsere diesjährige Königsetappe! Nach 14 km trennen wir uns vorerst vom Inn und radeln in das schöne Zillertal. Zunächst fahren wir durch einige Dörfer, später dann auf einem guten Radweg bis nach Zell am Ziller. Auf dem Weg dahin treffen wir noch auf die Museumsbahn der Zillertalbahn. Ein wirklich sehr schön restaurierter Zug!
In Zell verlassen wir das Zillertal, hier beginnt der Anstieg zum Gerlospass! Der Start erfolgt auf 594 m üNN – gute 37 km hatten wir bereits geradelt – , nach ca. 29 km wird der Pass auf einer Höhe von 1657 m üNN erreicht.
Starthöhe Gerlospass
Gerlospass max. Höhe
Das war schon sehr anstrengend, zumal es auch sehr warm war. Oben angekommen nur eine kurze Pause für ein Foto. Danach dann bergab, zunächst bis zum Parkplatz mit den besten Blick auf die Krimmler Wasserfälle, mit einer Geamtfallhöhe von 385 m die höchsten Österreichs. Der Parkplatz ist voll mit Bussen und Autos. Andere Radfahrer sind nicht zu sehen. Nachdem auch wir hier Fotos gemacht haben geht es in rascher Fahrt, max. 58 Km/h, dem Tal entgegen. Die Bremsen sollten schon funktionieren. Auf einer Strecke von 10 km haben wir 700 Hm verloren. 🙂
Übrigens: Am Maloja Pass starteten wir vor drei Tagen auf einer Höhe von 1851 m. Bis Zell hatten wir auf einer Strecke von ca. 300 km 1250 Hm verloren. Heute haben wir auf gerade einmal 29 km 1061 Hm gewonnen, und in Wald im Pinzgau befinden wir uns nun auf 885 m üNN. Der Rest der Tagesetappe ist nicht mehr anstrengend, es geht meist leicht bergab. So kommen wir schnell voran, und um 18:30 Uhr erreichen wir in Mittensill den Landhof Eigner, unsere heutige Übernachtungsmöglichkeit.
5. Etappe, 16.09.17, von Mittersill nach Golling
Heute wollen wir es etwas entspannter angehen, ohne größere Steigungen, nur gemütlich daher radeln! Aber erstens kommte es anders, und zweitens als man denkt. 🙁 Es geht schon gut, oder besser, nicht gut los: Regen! Vom Start bis zur Mittagspause um 14:00 Uhr gab es mächtig Wasser von oben. Wir sind zwar gut ausgerüstet, Regenjacke, -hose und -schuhe schützen uns vor der Nässe. Schön ist aber etwas anderes! In Lend dann die nächste negative Überraschung. Hier führt der Radweg über einen Anstieg von 17%, radeln unmöglich, denn die Oberfläche des Weges ist katastrophal. Man fragt sich schon, ob es nicht bessere, befahrbare Alternativen gibt. Was haben sich die Stadtväter hierbei nur gedacht? Wahrscheinlich nicht sehr viel, Radfahrer sind wohl keine im Stadtrat! Hinter Lend dann werden wir über Wirtschaftswege geführt, die auch mächtig bergan gehen, allerdings nur bis 12%. 🙁 Jeder kleine Bauernhof wird mitgenommen. Bei Sonnenschein ist das vielleicht ganz schön, im Regen aber eher nicht! Und man darf es nicht vergessen, wir wollten heute eine ruhige, entspannte Tour radeln.
Der Radweg von Werfen bis Golling ist schon sehr besonders. Das Tal, durch den der Weg führt, ist so eng, dass gerade einmal der Fluß, die Straße und die Bahn hindurch passen. Teilweise ist selbst für die Bahn kein Platz mehr, links und rechts nur steile Felsen. Leider ist das Wetter so schlecht, dass wir das nicht genießen können. Auch dieser Teil der Strecke muss bei Sonnenschein ein wirklich tolles Erlebnis sein!
Und kurz vor dem heutigen Ziel dann noch eine Überraschung. Der Pass Lueg muss bewältigt werden, mit Steigungen von 7 bis 8 %. Dieser Pass bildet quasi das Ende des klammartigen Durchbruchs der Salzach. Allerdings so kurz vor dem Ziel braucht man das eigentlich nicht mehr. So sind wir dann auch froh, als wir kurz danach um 17:30 Uhr unser heutiges Quartier, das Gästehaus Sunkler in Golling, erreichen.
6. Etappe, 17.09.17, von Golling nach Burghausen
Leider regnet es wieder bei unserem Start um 09:00 Uhr. Wieder haben wir zunächst wenig Sicht und wenig Vergnügen! Wir treten kräftig in die Pedalen. Der Weg führt über Teer-, Beton- und Schotterwege, wobei ich nicht ganau sagen kann, was besser war. Als wir Salzburg erreichen, hat es aufgehört zu regnen, so dass unsere Stadtbesichtigung im Trocknen stattfinden kann. Ohne Dom geht es natürlich nicht. Aber auch noch St. Peter, die Franziskaner- und die Kollegienkirche wurden besichtigt. Danach das Festspielhaus und das Geburtshaus von Mozart.
Als wir wieder starten, beginnt es erneut zu regnen. Nach ca. 17 km erreichen wir Laufen an der Salzach. Hier machen wir eine Kaffee- und Regenpause. Laufen liegt in der Salzach Schleife und gehört zu Bayern. Die Salzach bildet hier für viele km die Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Der Regen hat zwischenzeitlich wieder aufgehört, nur ist der Radweg verschwunden. Entweder haben wir das Hinweisschild übersehen, oder es war schlichtweg nicht vorhanden. Zurück fahren wollten wir nicht, es wären schon einige zusätzliche km nötig gewesen. Wir treffen zwei Österreicher und fragen, ob wir auf diesem Weg weiter fahren können. „Kein Problem. Es kommen in einigen zig Metern zwei umgestürzte Bäume, über die wir die Räder tragen müssen. Danach noch etwas die Räder schieben und dann geht es ganz normal weiter.“ Hmmm, war es Unwissenheit oder Absicht, denn der Weg geht eigentlich überhaupt nicht. Die Räder mussten über deutlich mehr als zwei Bäume getragen werden. Ein Weg ist irgendwann nicht mehr erkennbar. Hier würde man normalerweise nicht mal mehr zu Fuss weiter gehen. Wir schon, denn zurück ist keine Option! Nach ca. 2 bis 3 km Schieben über Stock und Stein, Gräben und Baumwurzeln finden wir einen fahrbaren Weg und erreichen dann bald auch Burghausen in Bayern. Hier im City Hotel haben wir ein Zimmer für die Nacht bekommen.
Sturmbedingtes Hindernis
Kraftakt Hindernislauf
Wo ist hier ein Radweg
7. Etappe, 18.09.17, von Burghausen nach Passau
Nach einem sehr gutem Frühstück starten wir heute einmal wieder im Trockenen. 🙂 Und mit einer Ausnahme eines kurzen, aber kräftigen Schauers, bleibt es trocken, und die Sonne hat sich auch gezeigt. Bevor wir auf die Strecke gehen, machen wir noch etwas Sightseeing. In Burghausen befindet sich lt. Guinness-Buch der Rekorde mit 1051 m die „längste Burg der Welt“.
Die Burg in Burghausen
Um einen guten Blick auf den Ort und die Burg zu erhalten, radeln wir wieder einmal berbauf. Aber eigentlich nicht so schlimm, denn hier müssen wir ohnehin rauf, weil unser Weg hier weiter geht. Es ist schon ersaunlich wie gewaltig die Burganlage ist. Sie erstreckt sich über die gesamte Flußlänge des Ortes. Die weitere Strecke ist wieder etwas hügelig. Da kamen immer mal wieder kräftige Anstiege von 10 bis 12 %. Nicht sehr lang, aber deutlich zu spüren! Einige km hinter Burghausen mündet die Salzach in den Inn. Von einer Anhöhe ist der Zusammenfluß sehr schön zu sehen.
Unser weiterer Weg, wie fast die gesamte Etappe, führt direkt am Fluß entlang, jetzt wieder am Inn. Zumeist rollen wir hier auf dem Dammweg, an fast allen Orten vorbei. Kilometer um Kilometer führt der Weg durch weite Au-Niederungen, immer am Fluß entlang und kurz vor Passau radeln wir einige km durch einen Wald bis der Ort letztendlich erreicht wird. Um 16:00 Uhr stehen wir am Zufluss des Inn in die Donau.
Am Zusammenfluß von Inn und Donau
Deutlich ist der Inn von der Donau zu unterscheiden. Einge Hundert Meter später hat sich das Wasser aber vermischt und fließt zusammen Richtung Schwarzes Meer. In der TI sucht man für uns eine Unterkunft. Im „Goldenen Schiff“ finden wir unser Nachtlager und auch ein gutes Lokal für unser Abendessen. Vorher sehen wir uns noch den Dom von Passau an, in dem die größte Orgel – mit den meisten Pfeifen – der Erde zu finden ist. Solche Gotteshäuser, egal wo man sie besichtigt, haben immer etwas Imposantes an sich. Sie sind gewaltig und häufig auch sehr punkvoll ausgestattet.
Da Gerd auf der Tour schon häufig über Schmerzen im Fuss klagte wurde beschlossen, dass wir unsere Tour am nächsten Morgen mit der Bahn fortsetzen wollen. Um den Bayrischen Wald zu umgehen, wo viele Höhenmeter auf uns warten würden, soll uns die Bahn bis nach Hof bringen. Dort wollen wir dann an der Saale unsere Radtour fortsetzen.
Zugfahrt 18.09.17, von Passau nach Hof
Der Zug fährt erst um 10:25 Uhr ab. So nutzen wir die Zeit, um Passau noch etwas per Fahrrad zu erkunden. So radeln wir auf die andere Donauseite zur Mündung der Ilz. Passau wird ja auch die Drei Flüsse Stadt genannt. Sie ist eine wirklich schöne Stadt in der man sicherlich mehr Zeit verbringen könnte. Wir sagten aber schon bald Ade , denn der Zug wartet ja nicht! Einige Male müssen wir Umsteigen, bevor wir um 14:20 Uhr Hof erreichen werden. Bei einem Umstieg passierte es dann. Gerd zog sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. Die Schmerzen waren nicht zu übersehen, gehen war kaum noch möglich. In Hof angekommen fuhren wir darum erst einmal in die Notaufnahme des Krankenhauses. Ergebnis der Untersuchung: Schonung des Beines, an eine Weiterfahrt war nicht mehr zu denken! 🙁
Mistis, aber da macht man ja nichts, also umplanen! Wir suchen uns eine Unterkunft und dann im Servicecenter der Bahn eine schnelle, einfache Verbindung nach Süderbrarup. Dem Mitarbeiter der Bahn ist es nicht möglich herauszufinden, ob wir in einem EC nach Hamburg einen Stellplatz für unsere Räder bekommen. Die Fahrkarte für uns ist aber kein Problem. Pfff, das kann doch nicht wahr sein. So müssen wir wohl oder übel ein „Quer durchs Land Ticket“ buchen, mit 6 mal umsteigen. Für Gerd kein Vergnügen, denn die Räder müssen ja auch mit. Um 21:28 Uhr erreichen wir Süderbrarup. Echt dumm gelaufen, aber es hilft ja nichts!
So endet unsere „Drei Ländertour“ etwas plötzlich und ungewollt bereits in Hof. Obwohl, in den drei Länder haben unsere Räder ihre Spuren hinterlassen. Die Radtour von St. Moritz bis nach Passau war super schön. Etwa 50 % der geplanten Tour haben wir geschafft! Wir haben wieder viel gesehen, Spaß gehabt und mussten wieder einen, für uns anstrengenden Pass, bewältigen. Die Radwege waren mal sehr gut, ein anderes Mal eigentlich nicht zu fahren! Es war wieder ein tolles Erlebnis, nichts vom Erlebten möchten wir missen. Und im nächsten Jahr starten wir eine neue Tour!