Die Republik von Süd nach Nord hatte ich ja bereits 2015 erradelt. Nun soll die Querung erfolgen. Die diesjährige große Tour führt von der holländischen bis zur polnischen Grenze auf dem Fernradweg R1 quer durch Deutschland. Der Euroradweg R1 startet in Boulogne sur Mer, Frankreich, und endet in Sankt Petersburg, Russland. Insgesamt umfasst die Strecke eine Länge von ca. 3800 km. Dafür wären sicherlich 40 bis 50 Tage anzusetzen. Das ist schon recht heftig, und so viel Zeit habe ich nun auch wieder nicht. Den deutschen Teil und ein kleines Stück des Oder Radweges gen Norden bis nach Ückermünde, werden aber von Silke, Thies und mir unter die Fahrradreifen genommen. Unser Start erfolgt am 30. Aug.18 um 08:39 Uhr in Schleswig mit der DB, die uns bis Coesfeld transportiert. Von dort fahren wir auf den eigenen Reifen bis nach Stadtlohn, von wo aus wir unsere Tour auf dem R1 am morgigen Tag starten.
1. Etappe, von Stadtlohn über Münster nach Ascheberg, 112 km
Bei gutem Radfahrwetter – locker bewölkt, nicht zu warm – starten wir um 09:00 Uhr. Der Radweg ist sehr gut ausgeschildert, was man von der Beschaffenheit des Weges nicht immer sagen kann, leider. An einigen Stellen geht es über sehr groben Schotter, mit richtig großen Steinbrocken, teils mächtig bergab. Das ist schon recht gefährlich. Dort möchte man als Eltern, mit jüngeren Kindern nicht unbedingt entlang radeln. Gott sei Dank sind das aber immer nur kürzere Strecken, und kleine Kinder sind ja bei uns nicht dabei. Zumeist fahren wir auf Radwegen neben Landes- und Kreisstraßen, aber auch oft durch Wald und Flur.
Bei guter Stimmung erreichen wir die Fahrradstadt Münster. Für uns Radfahrer haben die Stadtväter einen Ring um den Stadtkern herum gebaut. Dafür hat man den alten Stadtwall genutzt, den Weg mit sehr viel Grün versehen und vom übrigen Autoverkehr freigehalten. Das ist schon eine tolle Lösung! Hier sind wirklich sehr viele Radler unterwegs, erstaunlich viele! Aber man glaubt es ja kaum, auch unter den Radlern gibt es ”Hirnamputierte”. Manche glauben sie seien allein auf den Wegen unterwegs und fahren ohne Rücksicht auf Verluste. Wer nicht aufpasst kann auch schon mal unter die Räder geraten!
Leider gelingt es uns nicht in Telgte, wo unser heutiges Etappenziel sein sollte, eine Unterkunft zu finden. Aufgrund des Championats in Warendorf ist in der ganzen Gegend keine Unterkunft mehr zu finden. Nach längerer Recherche im Internet wurden wir in Ascheberg, südlich von Münster, fündig. Leider liegt der Ort doch deutlich vom R1 entfernt, immerhin ca. 30 km, aber was solls, wir sind ja mit dem Rad unterwegs. Das Wetter ist gut, es ist noch hell, und Thies hat auch noch genug Power in seiner Batterie. Der Umweg hat sich aber gelohnt. Es ist ein schönes kleines Hotel in dem wir heute Übernachten können. Und im Ort gibt es einen guten Italiener bei dem man gut und günstig essen kann. Und ein Eis bekommen wir als Nachtisch auch noch. Das ist ein guter Start in unsere diesjährige Tour.
2. Etappe, von Ascheberg nach Langenberg, 117km
Heute müssen wir zunächst auf den R1 zurückfinden. Dazu radeln wir in Richtung Nord-Ost und erreichen nach ca. 40 km den Radfernweg. Wenig später sind wir dann in Warendorf. Der Ort hat sich mächtig rausgeputz. In der Innenstadt sind viele hundert Meter rote Teppiche ausgelegt. So viel Ehre für uns hätten wir nicht erwartet. Nun ja, immerhin stammen wir aus dem echten Norden, dicht an der dänischen Grenze. Wenn wir dann zu Besuch kommen, dann kann man sich schon mal tüchtig ins Zeug legen, oder? Ja nee, ist leider nicht für uns, es ist ja Championat. Also für die Pferde haben sie sich geschmückt, nicht für uns, pffffff! In Rheda Wiedenbrück – bekannt den älteren Deutschen als Stammsitz des Bertelmann Verlages, des Buch Clubs – starten wir wieder die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Und zunächst wieder einmal Fehlanzeige. Das Wochenende ist noch nicht vorbei, darum weichen wir wieder gen Süden aus. Diesmal allerdings nur ca. 8 km, nach Langenberg. Im Hotel ”Otterpohl” finden wir unser Plätzchen für die Nacht. Das Hotel ist einfach, aber sauber und ordentlich. Im Ort ist mächtig was los, es ist Kirmes und bayrischer Abend. Viele laufen in Lederhose und Dirndl herum. Wir haben nichts Passendes dabei, wir suchen ja auch nur etwas zu essen. Am Marktplatz finden wir eine urige Kneipe und bekommen frisch zubereitete Bratkartoffeln und ein leckeres Schnitzel, aus der Pfanne und nicht aus der Fritteuse. Wieder geht ein gelungener Tag zu Ende, und wir sind zufrieden.
Leider ist die Beschilderung des Weges in den größeren Städten häufig mangelhaft. Und die Ansagen der Ivonnesche – die weibliche Stimme des Navigationsgerätes „Komoot“ – sind nicht immer eindeutig. Wetter war wie gestern, es gab nichts zu meckern! Die Streckenführung verwundert dann schon mal. Obwohl wir doch Richtung Osten fahren führt der Weg mal nach Süden, hin und wieder so gar nach Westen. Nun ja, mit dem Fahrrad alles kein Problem: Der Weg ist das Ziel!
3. Etappe, von Langenberg nach Vörden-Marienmünster, 109km
Nach dem Start um 8:40 Uhr erreichen wir sehr schnell wieder den R1 in Rietberg. Das Wetter ist sehr gut, die Sonne scheint, es ist aber noch relativ kühl. Kühl? Was heißt das eigentlich für uns Radfahrer?
In Rietberg ist erst einmal etwas Sightseeing angesagt, eine wirklich schöne, historische Stadt, die ich bereits während meiner Ems Tour besucht hatte. Danach dann ein weiteres Highlight unserer Tour, das Jagdschloss Holte in der Nähe der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock . Es ist ein barockes Wasserschloss aus dem 17.Jahrhundert, leider für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Weg hierhin führt durch ein sehr schönes Waldgebiet. Eine alte Wassermühle an der Strecke, heute ein Restaurant, lädt zu einer Pause ein. Später dann in Senne Stuckenbrock, besuchen wir einen sowjetischen Ehrenfriedhof. Dieser Ort erinnert an die Opfer eines russischen Kriegsgefangenen Lagers in Senne. Ein Ort der Stille, zum Erinnern und Nachdenken, für alle Generationen unseres Landes!
Über Augustdorf – hier wird erst einmal eine Eispause eingelegt – erreichen wir Detmold. Und auch hier ist der Weg sehr schlecht, ja sogar fehlerhaft ausgeschildert. Aber Dank bikeline Tourenbuch finden wir den richtigen Weg! Die Strecke wird langsam bergiger. Wir sind ja auch bereits im Teutoburger Wald. Bis zum nächsten POI, den Extern- Steinen, geht es mächtig bergan! Das gute Wetter, und es ist ja auch noch Sonntag, hat sehr viele Menschen zu diesem Ort gelockt. Aber natürlich müssen wir hier einige Fotos schießen und uns die markanten Sandstein-Felsformation genauer ansehen. Schnell wird uns der Trubel jedoch zu viel, und wir steigen wieder auf die Räder. Und im wechselnden Auf und Ab erreichen wir dann unser heutiges Etappenziel, den Gasthof Weber in Vörden-Marienmünster.
Mit diesem Gasthof haben wir einen Glückstreffer gelandet. Wir bekommen schöne, große Zimmer. Es ist die beste Unterkunft bisher auf unserer Tour. Und was soll ich sagen: Es ist Schnitzeltag, für 9,90 €/Pers. gibt es Schnitzel satt, in allen Variationen mit Beilagen und verschiedenen Salaten. Besser geht’s nimmer! 🙂 Und das Frühstück am nächsten Morgen ist auch sehr gut.
Diese Etappe hatte es in sich, und war schon anstrengend. Immerhin mussten 960 Hm bewältigt werden. Für uns Flachlandradler nicht gerade wenig!
4. Etappe, von Marienmünster nach Bad Gandersheim, 95 km
Gut gestärkt vom reichhaltigen Frühstück in Webers Gasthof gehts wieder auf die Piste. Und gleich hinter Vörden geht es mächtig bergan! Gott sei Dank nur für eine kurze Strecke. Aber das bleib keine Ausnahme. Wir müssen immer wieder rauf und runter bis wir in Höxter ankommen. Danach radeln wir weiter an der Weser entlang bis Holzminden ganz ohne Höhenmeter. Hinter Höxter unternehmen wir einen kurzen Trip zum Schloss Corvey. Corvey gehört zu den UNESCO Weltkutur Erbestätten und ist allemal ein Besuch wert! Aber wir schauen es uns nur kurz und von außen an. Für eine Führung haben wir zu wenig Zeit. Wir schieben die Räder durch den Park, und es dauert nicht lange, da werden wir darauf hingewiesen, dass Fahrräder dort nicht erlaubt sind. Hää, wieso das denn? Wir schieben die Räder, gefährden oder belästigen keine anderen Besucher, die auch gar nicht zu sehen sind. Was ist so schlimm an den Rädern? Zerstören sie die Wege mehr als ein Fußgänger, oder geht es einzig und allein um das Einhalten einer Vorschrift, wer immer diese auch erlassen hat?
Zwischen Höxter und Holzminden mäandriert die Weser durch die Landschaft. Der Radweg folgt dem Verlauf des Flusses, eine echt schöne Strecke. Ab Bevern und einer kurzen Pause beim Schloss, geht es wieder häufig bergauf und -ab, bis wir letztendlich unser Ziel, Bad Gandersheim, erreichen. Leider radelten wir heute längere Strecken direkt neben einer vielbefahrenen Straße. Das ist nicht wirklich schön, denn teilweise fehlte sogar der Radweg. Insgesamt war es aber eine schöne Tour. Wir sind trotz der Steigungen ganz entspannt am Ziel angekommen. Die Strecke war heute auch kürzer als geplant; nach ca. 95 Km haben wir das Hotel Garni ”Gerichtschänke” erreicht. Zum Essen, draußen auf dem Marktplatz neben dem Domplatz, bekam ich super leckere Nudeln vom besten Italiener des Ortes zubereitet. Getränke und Essen für gerade einmal 20 €. Herz was willst du mehr?
5.Etappe, von Bad Gandersheim nach Wernigerode, 87 km
Gerne hätten wir uns die Stiftskirche noch angesehen. Leider war sie bei unserer Ankunkt gestern Abend bereits geschlossen, und heute Morgen ist sie noch nicht geöffnet. So starten wir ohne Sightseeing unsere 5. Etappe bis in den Harz. Bereits einige km hinter Bad Gandersheim verschlechtert sich die Radwegbeschaffenheit. Die Wege sind häufig unbefestigt, viel grober Schotter und größere Steiner, anstrengend und gefährlich zu fahren. Um 12:30 Uhr erreichen wir Goslar. Diesen Ort sehen wir uns natürlich etwas genauer an. Es gibt ja viel zu sehen, Goslar ist doch immerhin UNESCO Weltkulturerbe Stadt. Die Kaiserpfalz gehört zu den Highlights, die wir uns natürlich, aber nur von außen, ansehen. Die Altstadt ist sehenswert und sollte man nicht versäumen. Bad Harzburg ist der nächste größerer Ort am Harz den wir erreichen. Hier machen wir dann auch eine Kaffeepause. Danach radeln wir weiter über Ilsenburg zu unserem Etappenziel Wernigerode. Unser Hotel liegt etwas ausserhalb des Ortes. Es ist ganz neu, alles sehr hell und neu eingerichtet. Zum Essen müssen wir aber mit dem Rad fahren. Heute gibt es landesuntypisch bayrisches Essen. Ist aber ganz lecker, und das Bier mundet uns auch! 🙂
Insgesamt haben wir heute sehr viel gesehen, und eine schöne Tour gehabt. Aber leider waren teilweise die Wege sehr schlecht. Es waren die schlechtesten Wege, die wir bisher gefahren sind.
6. Etappe, von Werningerode nach Staßfurt, 105 km
Und wieder geht es über Stock und Stein. 🙁 Es hat sich eigentlich nichts geändert. Viel Schotter, viele große Steine und immer noch gefährlich und anstrengend zu fahren. Und natürlich viel bergan und -ab! Wir radeln ja auch am Harzrand entlang. Durch fehlerhafte und falsche Ausschilderung des Radfernweges verlieren wir viel Zeit. Aber immerhin haben wir gutes Wetter, so bleibt die Stimmung im positiven Bereich. Hinter Ballenstedt werden die Wege wieder sehr viel besser und so schaffen wir die letzten 53 km bis zur Pension ”Am Anger” in Staßfurt in relativ kurzer Zeit.
Die Unterkunft ist einfach, aber günstig, 20€/Pers. Eigentlich ist es eine Ferienwohnung und es gibt kein Frühstück. Unser Abendessen bekommen wir bei einem Italiener, denn es gibt in dem Ort nichts Gescheiteres. Aber die Pizza ist i. O., und das Eis danach ist wirklich lecker. Der Ort an sich ist schon traurig anzusehen, sehr viel Leerstand und viele verfallene Häuser. Hier gibt es noch viel zu tun! Tourismus und entsprechende Angebote sind hier Fehlanzeige.
7. Etappe, von Staßfurt nach Oranienbaum-Wörlitz, 113 km
Unser Frühstück gibt es heute bei Real, belegte Brötchen mit Filterkaffee. So kommen wir etwas später los und dazu starten wir noch in die falsche Richtung. Aber das haben wir relativ schnell festgestellt. So haben wir die Räder umgedreht und ab gings in die richtige Richtung! Den groben Schotter haben wir nun hinter uns gelassen, dafür fahren wir häufig über ganz schlimmes Kopfsteinpflaster. Kommt man nur so zum Ziel, oder haben die Planer absichtlich solche Strecken festgelegt um uns möglichst viele Schlechtwege zu präsentieren? Nun ja, die Ortsdurchfahrten sind in den östlichen Bundesländer eben noch häufig mit Kopfsteinen ausgelegt. Für einen europäischen Fernradweg kein gutes Aushängeschild. Aber dafür sieht man viele alte Burgen und Schlösser. Hätte gar nicht gedacht, dass wir so viele sehen würden. Besonders gut ist der Radweg zwischen Dessau und Vockerode. Dieser scheint ganz neu zu sein, ist super geteert und führt durch eine tolle Landschaft. Auch die Weiterfahrt nach Oranienbaum führt durch Wälder, echt gut!
Nach fast 7h Fahrzeit und 113km pedalierter Strecke erreichen wir die Pension ”Am Waldweg”. Nicht spektakulär, aber i. O. Dafür ist das Essen im Restaurant ”Goldener Hirsch” besonders gut, und ein Schloss gibt es hier auch.
8. Etappe, von Oranienbaum-Wörlitz nach Brück, 100 km
Heute Nacht hat es wohl geregnet, und es regnet bis kurz vor unserer Abfahrt. Als wir auf den Rädern sitzen ist es trocken, und so bleibt bleibt es auch. Später bescheint uns sogar die Sonne wieder, wie schon an den Tagen vorher! 🙂
Was auch gleich ist, das sind die ”Schietwege” denen wir folgen müssen. Aber es sind nicht so lange Strecken. Zumeist sind die Wege gut bis sehr gut! Während der heutigen Tour sehen wir interessante Stätten und historische Orte. Mehr durch Zufall, als geplant gelangen wir mitten hinein in das Freilichtmuseum ”Ferropolis” der Stadt aus Eisen. Auf einer Halbinsel des Gremminer Sees, der durch den Braunkohleabbau hier eintstanden ist, wurde ein Industrie Museum errichtet. Fünf schwere Bagger-Giganten des Tagebau wurden hier zusammen geführt und sind von weitem schon zu sehen. Diese haben uns quasi angezogen. An einem geführten Besuch des Museums wollen wir aber nicht teilnehmen und machen wieder kehrt. Ein kleiner Umweg, der sich aber gelohnt hat!
Nach knapp 50 km erreichen wir die Lutherstadt Wittenberg. Hier ist natürlich Sightseeing angesagt. Schlosskirche mit der Thesentür sind schon ein Muss. Und natürlich auch die Stadtkirche St. Marien, in der Luther him self seinerzeit die evangelische Lehre verkündete. Von hier aus suchen wir eine Unterkunft für die Nacht. Unser Ziel sollte eigentlich Borkheide sein, aber nix da, kein Bett für uns! In Brück nimmt man uns aber sehr gerne auf. Im Gasthaus ”Alte Brücker Post” bekommen wir Logis, aber kein Frühstück. Das können wir laut ”Gastmutter” am nächsten Morgen beim Bäcker oder Schlachter vor Ort bekommen. Ob das alles so klappt werden wir sehen, denn wir möchten morgen früher starten. Wir müssen durch Potsdam und Berlin radeln, wollen uns das eine oder andere ansehen und unser Ziel, Erkner, liegt noch viele Kilometer hinter Berlin.
9. Etappe, von Brück nach Erkner, 130 km
Um 07:00 Uhr starten wir heute. Zunächst radeln wir zum Schlachter und hoffen auf ein leckeres Frühstück. Fehlanzeige, am Samstag haben die keine Zeit uns zu bewirten. Also zurück zum Bäcker. Und auch hier gibt es heute kein Frühstück. Aber die Verkäuferin macht uns zumindest ein belegtes Brötchen und ´ne Tasse Kaffee bekommen wir auch. Frühstück ist anders!
So richtig warm ist es heute Früh nicht, so um die 10° C. Aber das ändert sich im Laufe des Tages. Die Ragwege sind echt super, wie wohl in ganz Brandenburg! Alles läuft super, wir radeln viel durch Wälder und am Schwielow- und Templiner See entlang. Und wir sind nicht die Einzigen, mit uns radeln x Hundert Andere um und durch Potsdam. Natürlich müssen wir einen Abstecher zum Schloss Sanssouci machen, aber allzuviel Zeit verbringen wir hier nicht. Wer sich alles ansehen will sollte einen ganzen Tag zur Verfügung haben. Das haben wir aber nicht. Danach dann weiter nach Berlin. Jungfern- und Wannsee, die Havel sowie der Grunewald – heute keine Holzauktion – liegen auf unserem Weg. Dann quer durch Berlin. Natürlich über die Straße des 17. Juni, an der Siegessäule vorbei und durch das Brandenburger Tor. Das ist schon ein Erlebnis der besonderen Art. Mit dem Fahrrad von der holländischen Grenze durch das Brandenburger Tor. 🙂 Wer kann das schon von sich behaupten? Wir sind stolz bis hierher gekommen zu sein. Die Etappe habe ich vorher bei Komoot eingegeben, und dat Ivonnesche soll uns durch Berlin führen. Nur geht das etwas in die Hose! So wie sie uns führt, werden wir wohl Erkner heute nicht mehr erreichen. Aber dort stehen unsere Betten. Ein Blick in die Karte macht deutlich wo wir gerade sind, und wo Erkner liegt. Wir müssen uns umorientieren, auch wenn Ivonne das nicht akzeptiert. Einmal durch Marzahn, von Nord nach Süd. Wohnen möchten wir hier nicht! Cindy wohl auch nicht mehr, denn die haben wir nicht getroffen. Irgendwann sind wir wieder auf den R1 und nach 130 km erreichen wir um 20:00 Uhr das Tagungshotel Bildungszentrum Erkner. Es war nicht einfach hier ein Einzel- und Doppelzimmer zu bekommen, obwohl sie über mehr als 250 Zimmer verfügen. Aber die meisten davon sind Doppelzimmer. So ganz günstig ist es für mich nicht, es kostet immerhin 68,- €, allerdings mit Frühstück. Und wir können uns auch gleich noch am Abendbüffet für 11,50 € den Magen voll schlagen. Nach einer solch langen Tour hat man ja auch Hunger. Und ein Bier bekommen wir auch für wenig Geld! So relativiert sich der Zimmerpreis dann wieder.
10. Etappe, von Erkner nach Kienitz an der Oder, 89 km
Es gab ein super Frühstücksbüfett. Da haben wir mächtig zugeschlagen. Wir gehen den letzten Abschnitt es Radfernwegs 1 an. Und diese Etappe wird nicht so lang als gestern. Das Wetter meint es gut mit uns. Wenn es beim Start um 09:15 Uhr auch noch relativ kühl war, so wird das Thermometer später auf über 27° C ansteigen. Wir sind zufrieden! Auch die Radwege lassen nichts zu wünschen übrig, Kopfsteinpflaster Fehlanzeige! Der Weg führt durch viele Wälder und quer durch riesige Felder. Solche sieht man bei uns nicht. Einige sind deutlich größer als 100 ha. Kurz vor der Oder erreichen wir Letschin. Hier schauen wir uns das Eisenbahnmuseum an – von außen, da geschlossen. Und im Ort machen wir eine Kaffee-/Eispause.
Am 09.09. um 17:00 Uhr, nach 10 Tagen und 1092 km haben wir die Oder, die Grenze zu Polen, erreicht. Die Querung durch Deutschland ist vollbracht. Ab hier folgen wir dem Oder-Neiße Radweg gen Norden. In Kienitz, im Gasthof ”Vier Jahreszeiten” finden wir eine freundliche Aufnahme, und unser Abendessen bekommen wir hier auch. Allzu spät darf man hier nicht ankommen, denn ab 18:30 Uhr bekommt man in diesem Ort nichts mehr zu essen! Das hat uns schon gewundert, aber außer Tourenradler auf dem Oder-Neiße Radweg gibt es wohl wenig Touristen. Die Gegend hier ist aber schon sehr schön, Natur und Idylle pur. Nur ewig hier leben? Nein Danke, es ist schon auch eine recht ”tote” Gegend.
Wir sind in 10 Tagen, von West nach Ost quer durch die Republik geradelt. Wir haben nette Menschen getroffen und sehr unterschiedliche Landschaften gesehen. Die Radwege waren nicht immer so, wie wir sie uns gewünscht haben. Um den Harz herum waren sie am schlechtesten, in Brandenburg am besten! Und es ging doch sehr viel bergauf und -ab. Was mir besonders gut gefallen hat, es gab sehr viele Obstbäume neben den Wegen. Und ganz besonders toll war, das darunter sehr viele Pflaumen waren, die prallgefüllt mit reifen Pflaumen zum Naschen einluden.
Es war eine tolle Tour, die ja noch nicht beendet ist. Bis Ückermünde nutzen wir jetzt den Oder-Neiße Radweg.
11. Etappe, von Kienitz nach Penkun, 117 km
Heute nun folgen wir der Oder in Richtung Norden. Der Weg führt Kilometer weit direkt an der Oder entlang. Es ist alles flach und geteert. Wir kommen gut voran und so liegen bis um 12 Uhr bereits 50 km hinter uns. Der Oderbruch ist landwirtschaftlich geprägt. Große Kürbisfelder liegen am Weg, aber es gibt auch Getreibe, Grünland und Mais. Die Ortschaften liegen meist neben dem Weg, Einkaufmöglichkeiten sind auch eher selten. Verpflegung und Getränke sollte man unbedingt dabei haben, ganz besonders wenn es so warm ist wie heute. In Schwedt wollten wir eigentlich einen kleinen Abstecher nach Polen machen. Aber wie sich herausstellt, müssten wir dafür doch viele km gen Osten, und später dann wieder zurück, radeln und dazu noch neben der Hauptstraße. So verzichten wir auf den Ausflug. Kurz hinter Mescherin verlassen wir die Oder, die von dort auf polnischem Gebiet weiter fließt, bis sie letztendlich durch das Stettiner Haff in die Ostsee mündet.
Kurz vor Neurochlitz kommen wir der Deutsch-Polnischen Grenze ganz nahe. Die Grenzpfähle stehen direkt neben dem Radweg. Und so kommen wir dann doch noch dazu unsere Füsse auf polnischen Boden zu setzen. Aber alles in friedlicher Absicht! Hier sind wir in Angelas Heimat, der Uckermark. Ganz schön hügelig ist es hier. Mehr als bei uns in Angeln. Es geht mächtig bergauf und –ab.
Nach 117 km und 6,5h im Sattel erreichen wir den Gasthof ”Greif” in Penkun. Neben Logis bekommen wir hier auch lecker Kost und Bier! 😉 Wieder einmal sind wir glücklich und richtig zufrieden. Und morgen dann die letzte Etappe nach Anklam oder Ückermünde. Mal sehen wo wir landen!
12. Etappe, von Penkun nach Ückermünde, 90 km
Ein großes Frühstück bildet den Start zu unserer Schlußetappe der Radtour 2018. Es ist etwas regnerisch, aber nicht einmal so viel, dass ich richtig nass werde. Von Regen kann auch heute nicht die Rede sein, wenn es auch hin und wieder etwas Feuchtigkeit von oben gibt. Wir radeln immer noch durch die Uckermark, und es ist immer noch sehr hügelig. Gerechnet haben wir nicht damit, dass wir hier so viele Höhenmeter zu bewältigen hätten. Aber später, je dichter wir zum Wasser kommen, nimmt die ”Bergfahrerei” ab. Bei Löcknitz treffen wir auf die 1000 jährige Eiche. Ob die wirklich so alt, weiß wohl niemand. Und in Rieth erreichen wir den Neuwarper See, eine Bucht des Stettiner Haff. Später dann radeln wir neben dem Haff entlang bis nach Ückermünde. In einen Ortsteil, in Bellin, bekommen wir eine Übernachtungsmöglichkeit. Und in nur 500 m von unserer Pension entfernt bekommen wir in einen Restaurant, direkt am Haff gelegen, ein überaus leckeres und frisch zubereitetes Abendessen in bester Qualität zu einem echt fairen Preis. Unser Blick über das Haff verschwindet langsam in der aufkommenden Dunkelheit.
Morgen früh um 09:05 Uhr fahren wir mit der Bahn zurück nach Schleswig!
Zusammenfassung
Es ist vollbracht! Von Coesfeld bis nach Ückermünde haben wir 1304 km unter unsere Räder gebracht und saßen dafür 79 Stunden im Sattel. Wir sind durch NRW, Niedersachen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern geradelt, haben die Ausläufer des Teutoburger Waldes, Weserberglandes, Solling und des Harzes bezwungen. Wir sind durch kleinere Orte und durch viele Städte gekommen, haben Baudenkmäler und historische Plätze gesehen und die Vielfalt und unterschiedliche Qualität von Radwegen genossen. Wir sind glücklich und ein wenig stolz, dass wir das gemacht und auch geschafft haben!
Das Wetter hat es immer gut mit uns gemeint. Wir hatten kein Regentag – es hat nur an zwei Tagen ein wenig gedröppelt. Teilweise war es schon recht warm, aber nie zu warm. Mit den Quartieren hatten wir auch immer Glück. Jede dieser Unterkünfte können wir ruhigen Gewissens weiter empfehlen. Das gleiche gilt für die Gaststätten oder Restaurants, die wir besucht haben!
Die einzelnen Etappen habe ich mit Komoot aufgezeichnet. Hier folgen die einzelnen Links zu den Aufzeichnungen. Die Etappen 1, 2, und 5 sind in mehrere Teile unterteilt.
- Etappe, Teil 1: https://www.komoot.de/tour/44618048
Etappe, Teil 2: https://www.komoot.de/tour/44641826 - Etappe, Teil 1: https://www.komoot.de/tour/44695751
Etappe, Teil 2: https://www.komoot.de/tour/44746388
Etappe, Teil 3: https://www.komoot.de/tour/44764991 - Etappe: https://www.komoot.de/tour/44905111
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/44990557
- Etappe, Teil 1: https://www.komoot.de/tour/45064545
Etappe, Teil 2: https://www.komoot.de/tour/45110231 - Etappe: https://www.komoot.de/tour/45229356
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45332589
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45421123
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45574945
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45748896
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45863019
- Etappe: https://www.komoot.de/tour/45952714