Als die Planung für eine Alpenüberquerung immer konkreter wurde, entstand auch der Gedanke zunächst „ins Trainingslager“ zu fahren. Als „Flachlandtiroler“ musste ich unbedingt testen, ob ich in der Lage bin, größere Anstiege zu meistern. Bisher bin ich nur im Flachland geradelt! Und da die Tour für den Mai geplant ist, und das Trainingslager vor der Fahrt stattfinden muss, gab es nicht so sehr viele Alternativen. In den Deutschen Mittelgebirgen kann im März und April noch Schnee liegen, und sehr warm ist es da auch nicht. Was lag also näher, als nach Mallorca zu fliegen und dort zu fahren, wo die Profis ins Trainingslager gehen? Gesagt und getan und den Flug und das Hotel per Internet ausgesucht und gebucht! Der Hinflug erfolgte am 24.Februar, der Rückflug, 8 Tage später, am 02.03.2012. Dazwischen lag eine sehr schöne, sonnige, warme, aber auch anstrengende Woche in der 5 Radtouren unternommen wurden.
Die erste Tour:
Zunächst müssen wir uns Räder mieten, da wir unsere nicht mitgenommen haben. In dem Bikeshop „Palma on Bike“ bekommen wir, was uns gefällt. Die Räder sind zwar nicht besonders günstig, das Stück für 95 €/Woche, aber sie sind gut in Schuss, noch fast neu und haben eine bergtaugliche Kettenschaltung. Zunächst wollen wir nur ein wenig um und durch Palma fahren, haben uns dann aber doch für die erste geplante Erkundungs- und Einfahrtour entschieden. Das Ziel ist Cala Pi, südöstlich von Palma. Diese Strecke wurde bewusst gewählt, sind hier die wirklichen Steigungen noch nicht zu erwarten. Trotzdem geht es häufig bergauf und -ab! Zunächst führt ein Radweg um die Bucht von Palma herum, immer direkt am Wasser entlang bis hinter Sa Arenal. Heute sind schon sehr viele Leute unterwegs, ob nun mit dem Fahrrad wie wir, mit Inliner oder zu Fuss. Besondere Vorsicht ist schon geboten. Später fahren wir auf teils stärker befahrenen Straßen, zunächst zum Leuchtturm am Cap Blanc – hier wurden natürlich Fotos der felsigen Steilküste gemacht – dann zum Ziel nach Cala Pi. Auch hier Steilküste, eine tolle Bucht und ein alter Beobachtungsturm. Nach einer kleinen Kaffeepause fahren wir auf dem selben Weg wieder zurück nach Palma.
So sind heute 97 km zusammen gekommen. Und obwohl es relativ flach war, mussten trotzdem 547 Hm bewältigt werden. *zufriedenwaren* 🙂
Die zweite Tour:
So langsam wollen wir uns steigern. Unsere heutige Tour hält für uns bereits einige Anstiege bereit. Schon in Palma, direkt hinter dem Hotel, ging es schön nach oben. Wir fahren überwiegend auf wenig befahrene Straßen durch kleine Ortschaften nordwestlich von Palma. Zwei Anstiege von 160 Hm und 300 Hm müssen erradelt werden. Der höchste Punkt, den wir bei Galilea erreichen, liegt auf 495 m üNN! Vom Kirchplatz geniessen wir den tollen Blick über die Höhen ins Tal und auf das Mittelmeer. Der Ausblick entschädigt uns für die ersten Anstrengungen die wir zu leisten hatten. Und zur Belohnung gab es auch eine längere Pause im Schatten, denn es war ausreichend warm, so ca. 20° bis 23°C im Schatten! Herz, was willst du mehr! 🙂
Heute radelten wir 62 km und meistern dabei insgesamt 886 Hm.
Die dritte Tour:
Heute haben wir uns den dicksten Happen auf Mallorca vorgenommen! Hierzu stehen wir früher auf als sonst. Beim Frühstück sind wir die Ersten, mussten so gar auf die Öffnung des Frühstückraumes warten! Wir wollen mit dem „Roten Blitz“ nach Soller und von dort weiter mit den Rädern über den Pass hinunter nach Sa Calobra fahren. Diese Strecke hat es in sich! Wenn man den höchsten zu erfahrenden Punkt auf der Insel erreicht hat, geht es nur noch bergab. Die Bucht von Sa Calobra kann man nur per Schiff verlassen, oder über die Straße. Um diese Jahreszeit fährt kein Schiff! 🙁
D. h. wir müssen uns über die Serpentinenstraße und den Pass am Puig Major zurück nach Soller quälen!
Aber es kam bereits zu Beginn ganz anders als geplant. Am Bahnhof erfahren wir, dass die historische Bahn gar keine Fahrräder transportiert, obwohl man im Internet und Reiseführer etwas anderes liest. Reden und bitten nützt nichts, die Dame am Schalter lässt sich nicht erweichen. „Wir nehmen keine Fahrräder mit“ ist die immer wiederkehrende Antwort, die wir zu hören bekommen.
Blöd, aber nicht verzagen. Dann fahren wir eben mit dem Rad nach Soller! 😉 Nach einiger Zeit des radelns, kurz vor dem neuen Autotunnel nach Soller, zeigt ein Schild was uns erwartet. Fünf Kilometer Anfahrt mit einer durchschnittlichen Steigung von 5,2%. Ach nee, ist das nicht zu happig? Frisch gewagt ist halb gewonnen, also auf die Räder, nicht denken nur treten. Das es teilweise steiler als die 5,2% sind, sei nur am Rande erwähnt. Nach einiger Zeit und Anstrengung erreichen wir die Passhöhe des Coll de Soller – 497m ü NN! Die Belohnung für diese Mühe ließ nicht lange auf sich warten. Anschließend ging es für etwa 8 km nur noch abwärts nach Soller. *Juchuuuuh*
Wer rastet, der rostet, so sagt man doch, oder? Wir also nach dieser tollen Abfahrt in Soller angekommen, gleich auf der anderen Seite wieder den Berg hinauf Richtung Puig Major! Wir sind dann aber, da ja schon einige Hm in unseren Beinen steckten, nur noch bis zu einem herrlichen Aussichtspunkt gefahren, den wir in ca. 490m Höhe (nach ca. 400Hm) erreichten. Hier genossen wir den wunderbaren Blick auf Port de Soller. Dann wieder zurück nach Port de Soller und die Abfahrt genießen. Nachdem wir uns ein schönes Eis gegönnt haben, geht es wieder aufs Rad und mit einigen Anstiegen und tollen Ausblicken entlang der Küstenstraße nach Valdemossa. Hier nun die obligatorische Pause mit Kaffeee und Kuchen. Und dann quasi nur noch bergab, Richtung Palma, an der Kathedrale und am Hafen vorbei zurück zum Hotel. Zu dumm allerdings, dass wir vom Hafen immer noch so ca. 40 Hm zu fahren haben, mit wirklich extremen Anstiegen, schätzungsweise mehr als 15% Steigung, allerdings nur kurze Strecken. Zum Abschluss schlaucht das aber zwei- und dreifach! Nach 10h erreichten wir heute glücklich und erschöpft unser Hotel!
Die Ergebnisse des Tages: 6:10h reine Fahrzeit, 105 km, 1665 Hm, max. Höhe 497 m üNN, tolle Ausblicke und das erhabene Gefühl alles hervorragend gemeistert zu haben!
Ruhetag:
Nach drei Touren, mit mehr oder weniger Anstiegen, ist der vierte Tag ein Ruhetag. *besserisfürgerd* Zu Fuss erkunden wir die Stadt Palma de Mallorca. Viele Stunden sind wir zu Fuss unterwegs. Sehen uns die Kathedrale und St. Eulalia, die Altstadt, das Rathaus, das Grand Hotel und das Castello genauer an.
Palma hat sehr viele schöne Ecken und Gebäude, die wirklich sehenswert sind! Wer die Zeit hat, sollte sich diese nehmen um sich die Stadt näher anzusehen! Es lohnt sich wirklich!
Die vierte Tour
Heute haben wir uns den südwestlichen Teil der Insel vorgenommen. Eine Tour mit vielen Anstiegen und sehr viel Sightseeing werden wir heute erleben, bei blauem Himmel und bis zu 20° C, natürlich im Schatten! 🙂 Von Palma radeln wir an der Küste entlang, über Portals Nous nach Palmanova. Dieser Teil der Strecke ist nicht sehr schön und es gibt auch viel Verkehr. Von Palmanova fahren wir in die Berge nach Calvia, dann weiter nach Andratx. Wieder gehts hinauf auf die Küstenstraße mit herrlichen Ausblicken auf das Mittelmeer. In Estellencs machen wir eine Kaffeepause in einem der besten Lokale von ganz Mallorca, wie man uns erzählte. Es liegt direkt neben der Kirche und ist über eine kleine Treppe zu erreichen. Nach einigem auf und ab, mit 1030 Hm, sind wir davon überzeugt, dass wir diese Pause verdient hatten. 😉 Nach der Pause ging es weiter, über Banyabufar, Esporles, Establiments wieder zurück zum Hotel in Palma. Wieder einmal können wir zum Schluss unserer Tour die Abfahrt nach Palma genießen!
Am Ende des Tages steht auf unserer Uhr: Gesamtstrecke: 95km, Fahrzeit Netto: 5:20h, AVS: 17,7 km/h, Puls: Durchschnitt 117, max.: 154, bergauf: 1576 Hm, max. Höhe: 361m, Kalorienverbr.: 2158 kcal
Die fünfte Tour:
Heute nun wollen wir es wirklich packen! Statt von Soller wollen wir unseren Höhepunkt der Tour, die Serpentinenstraße von/nach Sa Calobra, von Inca aus starten. In der „normalen“ Bahn können wir die Räder mitnehmen. Für unglaubliche 1,85€/Pers. bringt uns diese und unsere Räder von Palma zum Ausgangspunkt. Auf dem Rad geht es zunächst ganz gemächlich bis nach Calamari. Von hier aus dann ein langer Aufstieg. In Etappen, mal rauf, dann wieder etwas runter, am Kloster Lluc vorbei, auf den Pass am Puig Major. Ja, richtig, an der Abfahrt nach Sa Calobra sind wir vorbei gefahren. Nach einigem Überlegen haben wir dann doch von dieser Strecke Abstand genommen. Man muss ja auch ein Grund haben, noch einmal nach Mallorca zu kommen. 😉
Aber auch so war es anstrengend genug, und ein Erlebnis ohnehin. Häufig trafen wir auf eine Gruppe aus Bremen, die jedes Jahr einen Radurlaub auf Mallorca verbringen. Schön war für uns zu sehen, dass sie ähnliche Anstrengungen zu bewältigen hatten, wie wir. Hinter dem Tunnel dann die Abfahrt, runter nach Soller, ca. 14 km nur bergab! Von 863m üNN auf MSL. Da hatten wir uns eine Kaffeepause verdient. Dann aber wieder aufs Rad und zum letzten Mal über den Coll de Soller geradelt. Wenn wir die atemberaubende Serpentinenstraße nach Sa Calobra auch ausgelassen hatten, es war trotzdem eine sehr schöne Strecke. Und immerhin hatten wir den höchste Punkt, den man auf Mallorca erreichen kann, mit dem Rad bewältigt. Das muss erst einmal geschafft werden. Wir sind stolz auf uns nach dieser Leistung am heutigen Tage:
Gesamtstrecke: 92km, Fahrzeit Netto: 5:30h, AVS: 16,7 km/h, Puls: Durchschnitt 123, max.: 153, bergauf: 1598 Hm, max. Höhe: 863m, Kalorienverbr.: 2694 kcal
Zusammenfassung:
Wir haben fünf schöne und auch anstrengende Touren unternommen. Und wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt und konnten die Insel, die Berge und hervorragende Ausblicke genießen. Es gab nichts, wirklich gar nichts, über das wir Negatives sagen könnten. Alles war zu unserer vollsten Zufriedenheit, unglaublich aber wahr! Und was können wir noch sagen: „Die Generalprobe ist geglückt, die Alpentour kann gestartet werden.“
Insgesamt sind wir 451 km in 25:15h geradelt und haben 6272 Hm bewältigt. D. h. wir haben einen Durchschnitt von 17,9km/h! erreicht. Ich finde, dies ist ein sehr gutes Ergebnis.