Dagmar hat sich ein E-Bike gekauft damit sie mit mir Schritt halten kann und will beweisen, dass es auch wirklich so ist. 🙂 Hierfür hat sie sich den Havelradweg ausgesucht. Mit dem Rad starten wir am Mittwoch, 24.08. um 08:15 Uhr ab Kappeln und radeln nach Süderbrarup. Um 09:29 Uhr startet der Zug, der uns bis nach Waren an die Müritz bringen soll. Um 15:30 Uhr erreichen wir unseren Zielbahnhof. Danach radeln wir nur noch in den Nationalpark bis zum Fledermaushaus. Hier habe ich die erste Übernachtung für uns gebucht. Am ersten Tag kommen so gerade einmal knapp 30 Km zusammen.
Am zweiten Tag starten wir um neun Uhr unsere erste Etappe. Die Sonne scheint vom blauen Himmel und sorgt für Temperaturen von ca. 30° C. Es weht ein mäßiger Wind, der uns beim Radeln kühlt und die Temperaturen erträglich macht. Von Waren radeln wir erst einmal an die Havelquelle. Diese erreichen wir nach 33 km auf gut ausgeschilderten und gut befahrbaren Radwegen. Vor der Havelquelle kommen wir am Schliemann Museum in Ankershagen vorbei.
Über Babke und Wesenberg erreichen wir nach 98km unser erstes Etappenziel. Das ein oder andere Mal konnten wir Kraniche auf den Feldern beobachten. Ein wirklich schöner und für uns ungewohnter Anblick. Überraschungen, schöne oder unnötige, gehören auf längeren Touren immer dazu! Eine unnötige und gefährliche dazu erlebten wir bereits während unserer ersten Etappe in der Nähe von Neu Canow. Hier wurde eine Brücke über einen Kanal erneuert. Die Arbeiter hatten eine „Umleitung“ ausgeschildert. Obwohl die Möglichkeit bestand mit den Rädern über die Baustelle zu schieben, bestanden sie auf ihre „Umleitung“! Diese führte von der erhöhten Straße einen Abhang hinab zum Ufer des Kanals. Hier gab es ein Floß welches wir mittels eines dünnen Seiles von der anderen Seite herüber ziehen mussten. Dann die Fahrräder und wir selbst auf das äußerst instabile Gefährt verladen und mit Muskelkraft rüber auf die andere Seite. Glücklicherweise war es ein schmaler Kanal. Aber mit Kindern wäre das gar nicht gegangen! Was sich die Arbeiter bei dieser „Umleitung“ gedacht haben, wir wissen es nicht. Ein anderes Radlerpaar, das zufälligerweise zur gleichen Zeit diese Stelle erreichte, zeigte sich ähnlich empört wie wir! In Fürstenberg/Havel übernachten wir im „Haus an der Havel“ sehr schön direkt an der Havel gelegen. Gleich am ersten Tag 98 km und eine FZ von 6:05h, ohne Murren und Klagen. Da kann ich nicht meckern! 😉
In die zweite Etappe starten wir wieder bei Sonnenschein und blauem Himmel. Wir radeln sehr viel durch Wälder. Fahrradstraßen schnurgerade durch den Wald geschlagen, asphaltiert, Kilometer um Kilometer. Hier bei uns findet man so etwas leider nicht! Die Temperaturen sind noch einmal gegenüber gestern angestiegen, aber die Waldwege schützen uns vor allzu großer Hitze.
Kurz hinter Fürstenberg/Havel durchfahren wir die „Weihnachtsstadt“ Himmelpfort. Vor dem Postamt grüßt uns der Weihnachtsmann – in Holz gehauen! Hinter Zehdenick radeln wir sehr schön neben dem Vosskanal auf komfortabel geteerten Wegen. Nach 60 km erreichen wir Liebenwalde und machen unsere Mittagspause direkt am Mühlensee. Dann führt der Radweg viele km neben dem Havel-Kanal bis zur Schleuse Lehnitz. Über Oranienburg erreichen wir das nächste Etappenziel Birkenwerder. Auch heute vollenden wir die Tour (92 km, FZ: 5:15h) ohne Klagen und gut gelaunt.
Dritte Etappe, Tag 4: Wir nähern uns Berlin in großen Schritten. Je dichter wir an die Stadt kommen, desto unfreundlicher werden die Menschen. Fußgänger beanspruchen den gemeinsamen Weg für sich und reagieren genervt, wenn man klingelt und an Ihnen vorbei möchte. Als Gegenverkehr räumen Sie unwillig den Weg – und Grüßen? Fehlanzeige! Immer wieder stoßen wir auf den „Berliner Mauerweg“. Viele Hinweistafeln erklären die damalige Situation und Fotos zeigen alte Ansichten von der innerdeutschen Grenze. Schön dass das Kapitel beendet ist, und wir uns wieder in ganz Deutschland frei bewegen können! In Kladow nutzen wir die Fähre und werden über den Wannsee geschippert. An Backbordseite passieren wir das Strandbad Wannsee, in dem schon Conny seinerzeit mit dem Bruder zum Schwimmen ging! 😉
Da wir bereits vor zwei, drei Jahren einmal in Potsdam waren und ausgiebig Sightseeing gemacht haben, radeln wir hier heute nur durch. Der Radweg ist gut ausgeschildert. Wir haben keine Probleme, den richtigen Weg zu finden. Das ist nicht in jedem Ort so. In Werder z. B. fehlen schon einige Hinweise. Insgesamt ist der Weg aber vorbildlich beschildert. In Ketzin endet für uns die heutige Tour nach 87 km und einer FZ von 5:20h.
Die Wettervorhersage für unsere 4. Etappe ist wieder sehr gut, die Temperaturen sollen noch einmal ansteigen. Mein Thermometer zeigt bis zu 36°C. Das ist nicht wenig, und es gibt hier deutlich weniger Schatten als bisher. Größere Orte werden heute selten durchfahren. Die kleineren sind meist traurig anzusehen. Hier ist noch viel Sanierungsbedarf erkennbar. Die Dörfer machen einen fast verlassenen Eindruck. Vorgärten und Grünzonen sind kaum vorhanden. Was uns auch auffällt, die Radwege sind häufig besser als die Straßen. Das findet man bei uns nun wirklich niemals. In Brandenburg/Havel machen wir eine kleine Kaffeepause beim Bäcker. Aufgrund der zweifelhaften Ausschilderung radeln wir zunächst in die falsche Richtung. Es sind aber nur ein paar hundert Meter die zusätzlich gefahren werden. Nach einer weiteren Pause in Pritzerbe ändert sich sehr bedrohlich das Wetter. Am Himmel zieht ein Gewitter auf. Dagmar legt ein paar Kohlen mehr auf, tritt mächtig in die Pedalen, bloß nicht in den Regen und das Gewitter kommen! Aber wir haben Glück, das Wetter zieht immer um uns herum. Erst als wir unser Quartier in Rathenow erreicht haben beginnt es zu regnen. Das haben wir wirklich gut hinbekommen. 🙂 99 km, FZ: 5:20h.
Am 6. Tag nun unsere Schlussetappe. Wieder starten wir nach einem guten Frühstück um 09:00 Uhr. Das Wetter hat sich geändert. Es ist deutlich kühler geworden, das Thermometer kommt über 22°C nicht mehr hinaus. Auch der Himmel ist überwiegend bedeckt, teils zeigen sich dunkle Wolken, die Regen ankündigen. Wir haben aber Glück, es gibt kein Regen, wir kommen trocken an unser Ziel. Mehrere kleinere Orte werden durchfahren. Besonderes ist über diese Orte nicht zu berichten. Wir genießen aber die sehr guten Radwege und erreichen als Zwischenziel die Hansestadt Havelberg. Nach einer längeren Pause radeln wir dann weiter zur Mündung. Durch Wiesen, Felder und auf Deichsicherungswegen erreichen wir Gnevsdorf und damit das Ende der Havel, welche hier von der Elbe aufgenommen wird. Jetzt haben wir nur noch ca. 20 km zu radeln. Natürlich müssen wir uns noch Deutschlands storchenreichstes Dorf ansehen. Rührstadt besitzt 50 Storchennester und führt seit den 70er Jahren Statistiken über die Aufzucht der Jungtiere. Leider sind alle Störche bereits in den Süden aufgebrochen. Wir finden jedenfalls keine mehr und haben auch keine auf den Wiesen gesehen. Um eine Bahnstation, von der wir unsere Rückreise nach Kappeln antreten können zu erreichen, pedalieren wir bis Wittenberge/Elbe. In der Pension „Zur Möwe“ buchen wir unser letztes Zimmer. Eine echt gute Unterkunft, mit direktem Blick auf die Elbe. Objektiv die beste Unterkunft auf unserer Tour und uneingeschränkt empfehlenswert!
94 km mussten wir heute radeln, und nach einer Fahrzeit von 5:40h war unser letztes Ziel erreicht.
Morgen werden wir mit der Bahn nach Rieseby fahren und den letzten Teil der Strecke mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Eine sehr schöne Tour, bei ausgesprochen gutem Wetter wird dann abgeschlossen sein.