… und weiter auf dem Nordseeküsten Radweg nach Hamburg

Auch in diesem Jahr wollte ich noch eine kleinere Mehrtagestour absolvieren. Darum bin ich am 21. September in die Bahn gestiegen, um zum Ausgangspunkt der 2. diesjährigen Tour zu gelangen. Diesmal ohne Begleitung möchte ich den Ems Radweg von Hövelhof bis Emden erfahren. Und wenn die Zeit und das Wetter es zulassen, dann auch noch ein Stück weiter Richtung Heimat.
Zunächst einmal an dieser Stelle ein Lob an die Bundesbahn. Obwohl die Umsteigezeiten sehr knapp gehalten waren, habe ich jeden Zug und mein Ziel pünktlich erreicht. Und da noch ausreichend Zeit bis zum Abendessen war, bin ich gleich zur Quelle der Ems geradelt. Eine Quelle, so wie man sie sich vorstellt, gibt es aber gar nicht. Die Ems entsteht aus Sickerwasser, welches aus einer Abbruchkante an mehreren Stellen austritt.

Die Quelle der Ems

Die Quelle der Ems

 

Naturschutzgebiet Steinhorster Becken

Naturschutzgebiet Steinhorster Becken

 

 

 

 

 

 

 

 

Klein und fast unscheinbar entsteht hier ein Fluss, der zunehmend an Größe gewinnt, bis er die Breite und Tiefe erreicht hat, die erforderlich ist, damit die größten Passagierschiffe die z. Zt. gebaut werden, von Papenburg aus ihre Reise in die Weltmeere antreten können! Wenn man die Quelle sieht, dann kann man das kaum glauben.
Der sehr gut ausgeschilderte Radweg führt zwar nicht immer an der Ems entlang, aber man wird immer wieder dorthin zurückgeführt. So erlebt man das „Anwachsen“ des Flusses ganz unmittelbar. Leider ist die Oberflächenbeschaffenheit nicht immer so, wie wir uns das als Reiseradler wünschen. Zumindest im ersten Teil geht es viel über unbefestigte Wald- und Feldwege, die dann auch noch aufgrund der vielen vorausgegangenen Niederschläge schlecht zu befahren sind. Angenehm ist aber die Tatsache, dass man mit keinen Steigungen zu kämpfen hat. Es gibt keine Berge oder Anstiege die zu bewältigen wären. Die steilsten Passagen sind zu meistern, wenn man den Deich hinauf fahren will, um mal wieder einen Blick auf den Fluss zu werfen. Positiv ist aber auch, dass der Weg weit weg vom übrigen Verkehr geführt wird. Häufig bin ich ganz allein auf weiter Flur geradelt. Autos haben mich selten überholt, bedrängt und gefährdet schon gar nicht. Andere Reiseradler habe ich nur selten getroffen.
Schön an diesem Weg ist, dass man durch viele Orte geleitet wird. So ist für ausreichend Sightseeing gesorgt. Sehenswert ist der historische Stadtkern Rietbergs mit den vielen restaurierten, alten Fachwerkhäusern. Auch Wiedenbrück verfügt über eine sehenswerte, gut erhaltene Altstadt. Wenn man sich Warendorf nähert, wird deutlich, wofür der Ort in Deutschland bekannt ist. Man radelt an sehr vielen Reiterhöfen vorbei, Pferde überall auf  Wiesen und in Gattern. Meine erste Etappe endet schließlich in Telgte.
Während der zweiten Etappe gibt es weniger Sightseeing, nur Natur zu genießen. Die Landwirtschaft beschäftigt sich in dieser Gegend überwiegend mit Kartoffel- und Spargelanbau. Und auf sehr vielen Feldern wächst Mais, m.E. viel zu viel Mais! Allerdings für Getreide sind die Böden wohl auch gar nicht geeignet! Weitere Orte der heutigen Etappe waren Greven, Emsdetten, Rheine und der Zielort Lingen. Auf dem weiteren Weg passiert man den Geester See, ein 180 ha großer künstlicher Wasserspeicher, der heute für die unterschiedlichsten Freizeitgestaltungen genutzt wird. Danach erreicht man Meppen. Diese Stadt lohnt ohne Frage eine längere Pause mit Stadtbesichtigung. Besondere Highlights sind das historische Rathaus von 1408 und die Gymnasialkirche. Aber auch die Propstei Kirche „St. Vitus“ sollte man sich ansehen. Beeindruckt war ich von der katholischen Kirche „St. Martinus“ in Haren, die im Volksmund Emslanddom genannt wird. Und den Eindruck eines Doms erzeugte dieses Bauwerk bei mir auch.

Kreuzung Ems - Dortmund Ems Kanal

Kreuzung Ems – Dortmund Ems Kanal

Emslanddom

Emslanddom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem weiteren Weg kommt man dann nach Papenburg, wohl eine der bekanntesten Schiffsbaustädte in Deutschland. Der Radweg führt durch die Stadt und an der Meyer Werft vorbei. Beeindruckend die zwei riesigen Schiffsbauhallen, in denen die derzeit schönsten und luxuriösesten Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, die die Weltmeere befahren! Beeindruckend auch die Stauwehre die benötigt werden, um die ehemals so kleine Ems aufzustauen um ausreichend Wassertiefe für die Fahrt dieser Riesen von der Werft bis in die Nordsee zur Verfügung zu stellen. Bei anderer Gelegenheit werde ich mir Papenburg und die Meyer Werft noch einmal genauer ansehen, soviel steht heute schon fest. Übernachtet wird am Ende der dritten Etappe in Weener.

Eisenbahnbrücke bei Papenburg

Eisenbahnbrücke bei Papenburg

Der weitere Weg führt zwar viel direkt neben der Ems entlang, doch davon merkt man nicht unbedingt etwas. Der Fluss ist mittlerweile eingedeicht, sieht auch eher aus wie ein Kanal. Der nächste Ort den man passiert ist Leer. Dies ist eine wirklich sehr schöne Stadt mit einem sehenswerten Hafen und vielen Museumsschiffen. Linksseitig der Ems führt der Radweg weiter bis zum kleinen Hafen Ditzum. Von hier bring mich eine Fähre zur anderen Flussseite nach Petkum. Und nach ca. 10 Min. ist die Überfahrt beendet, aber damit auch in wenigen Kilometern der Ems Radweg.
So endet auch meine „Pflicht“, ab jetzt kommt die „Kür“! Ich radle weiter, überwiegend auf dem Nordseeküsten Radweg, zunächst nur bis Norddeich. Hier gönne ich mir einen Ruhetag.
Die nächste Etappe führt mich über Wittmund, Jever, Varel bis nach Nordenham in den Ortsteil Blexen. Nach der Übernachtung erneut eine kleine Seereise. Diesmal über die Weser nach Bremerhaven.

Im Hafen von Bremerhaven

Im Hafen von Bremerhaven

Hafenskyline Hamburg

Hafenskyline Hamburg

 

 

 

 

 

 

Hier wieder etwas mehr Sightseeing. Danach dann weiter durch den Hafenbereich und neben dem niedersächsischen Wattenmeer bis nach Cuxhaven. Jetzt folgt für mich der Teil des Elbe Radweges, den ich bisher noch nicht gefahren war. Die letzte Übernachtung meiner Herbsttour erfolgt in Stade, der alten Hansestadt an der Schwinge. Und wenn ein Ort, den ich seit dem Start gesehen und durchradelt habe, einen extra Besuch wert ist, dann ist es ganz sicher diese schöne Hansestadt!
Am nächsten Tag starte ich zur letzten Etappe. Diese geht durchs Alte Land, fast immer schön an der Elbe entlang, bis nach Finkenwerder. Von hier benutze ich die Fähre, die mich über die Elbe, durch einen Teil des Hamburger Hafens, bis zu den Landungsbrücken bringt. Und zu guter Letzt fahre ich mit der DB wieder zurück zum Ausgangspunkt meiner Ems Tour 2015!

Museumsschiff in Leer

Museumsschiff in Leer

Beschreibung Ems Radweg

Beschreibung Ems Radweg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Etappe: Hövelhof – Telgte; 126 km; Fahrzeit: 6:30h
2. Etappe: Telgte – Lingen; 118 km; Fahrzeit: 6:30h
3. Etappe: Lingen – Weener; 125 km; Fahrzeit: 6:20h
4. Etappe: Weener – Norddeich; 110 km; Fahrzeit: 6:05h
5. Etappe: Norddeich – Nordenham/Blexen; 148 km; Fahrzeit: 7:40h
6. Etappe: Nordenham/Blexen – Stade; 155 km; Fahrzeit: 7:50h
7. Etappe: Stade – HH – Kappeln; 74 km; Fahrzeit: 4:10h

Zugegeben, dies war mehr eine „sportliche“, als eine geruhsame Tour. Aber die näheren Umstände wie Wetter, Wind und Streckenführung haben dies auch begünstigt. Die 6. Etappe, mit 155 km, ist die bisher längste, die ich je gefahren bin. Es hat mir aber sehr viel Spaß gemacht, mal wieder allein unterwegs zu sein und meine Etappen selbst und ohne Rücksicht einteilen zu können! Mit fast 860 km war die Tour aber doch länger als geplant. Schön ist aber auch, dass ich hiermit sowohl den mir noch fehlenden Teil des Elberadweges von Cuxhaven nach HH, als auch einen großen Teil des Nordseeküsten Radweges auf deutschem Gebiet erradelt habe.