Leider muss ich meine diesjährige „große“ Tour alleine fahren. Gerhard ist noch nicht wieder so weit fit, dass er sich eine solche Tour zutrauen könnte. Aber nun ist alles bei mir gerichtet. Das Fahrrad ist geputzt und verladen, die Taschen gepackt, die Fahrkarten liegen bereit. Morgen früh um 05:37 Uhr geht mein Zug ab Schleswig. Und wenn alles klappt, dann bin ich um 16:55 Uhr in Berchtesgaden. Wer Interesse hat zu erfahren wie es mir auf meiner Tour ergeht, wo ich gerade bin und wie weit ich gefahren bin, der kann dies hier jeden anderen Morgen lesen. Das ist zumindest mein Plan! Und nun gehts ins Bett, ein wenig muss ich noch schlafen.
Teil 1:
Nach kurzer Autofahrt, ganz in der Früh nach Schleswig, folgt eine fast 11,5h Zugfahrt. Pünktlich um 17 Uhr erreiche ich Berchtesgaden. Schon seit einiger Zeit grüßen die bayerischen Alpengipfel. Ein wirklich sehr schöner Anblick, und eine tolle Einstimmig auf meine Tour. Ohne Radfahren geht es aber heute auch nicht. Meine Unterkunft ist ca. 13 km vom Hbf entfernt. Das ist eigentlich kein Problem, nur hier schon. Nach ein paar km geht es mächtig bergan. Auf einer Strecke von 7 km geht es ununterbrochen rauf. Max 12 %, im Durchschnitt 8 % Steigung. Das ist schon recht heftig. Und so bin ich froh, als ich dann meine Unterkunft immerhin auf 1050m üNN liegend, um ca. 19:15 Uhr erreiche. In einem schönen Zimmer kann ich mich ausruhen und Kräfte sammeln für die morgige Tour. Bin echt gespannt, was mich da erwartet.
Teil 2:
Natürlich muss ich erst einmal zum Königssee. Hier beginnt ja eigentlich meine Tour. Und so geht’s erst einmal mächtig bergab. Alles was ich gestern bergauf musste, radel ich gen Berchtesgaden bergab in atemberaubendem Tempo. Und dann direkt zum Königssee. Hier ist mächtig was los. Ich radel noch etwas bergan und kann so ein Blick auf das untere Geschehen werfen. Dann stelle ich fest, dass ich meinen Zimmerschlüssel nicht abgegeben habe. Noch einmal den Berg rauf, nee das will ich nicht. Nach einem kurzen Anruf wird der Schlüssel abgeholt. So starte ich erst um 11:30 Uhr in Berchtesgaden. Trotz GPS finde ich nicht sofort den richtigen Weg. Irgendwie verstehe ich das Gerät noch nicht so richtig. Nach einigen zusätzlichen Schleifen geht es aber doch auf die Strecke. Und die ist nicht immer einfach, denn es geht mächtig bergan. Bis zu 12% werden mir abverlangt. Und das bei Temperaturen von über 35 Grad Celsius. Da läuft der Schweiß nicht zu knapp. Nach 109 km habe ich eine schöne Unterkunft bei der Familie Bresina in Siegsdorf gefunden. Und das Essen im Edelweiß war auch lecker und brachte die nötigen Kalorien für die morgige Tour. Bin gespannt, was mich erwartet.
Teil 3:
Nach einem sehr guten Frühstück starte ich meine heutige Tour. Das Wetter hat sich geändert und es ist deutlich kälter geworden. Das Maximum, welches heute erreicht wird, liegt bei 19 Grad, die Hälfte von gestern, das Minimum beträgt 6 Grad. Unvorstellbar, aber wahr. Ab etwa 12:30 Uhr setzt heftiger Regen ein, der zunächst bis 15:00 Uhr anhält. Und der Regen bringt kräftigen Wind mit der mir ins Gesicht bläst und meine Geschwindigkeit deutlich reduziert. Teilweise sind auf ebener Strecke gerade einmal 10 km/h möglich. Und die Steigungen nehmen nicht ab, im Gegenteil. Bis zu 15%! sind zu bewältigen. Puh, das strengt mächtig an. Abgestiegen bin ich aber nicht. Mit teilweise 6km/h kämpfe ich mich hoch. Der ausgeschilderte Radweg ist sicherlich sehr schön, wird man doch weit weg vom Straßenverkehr geführt. Viele schöne Dörfer, Wald und Wiesen werden durchfahren. Es geht aber eben auch häufig bergauf. Unter den gegebenen Umständen kann ich das aber leider nicht genießen. In Neuhaus, ein paar km vor dem Ziel, fing es wieder an zu regnen. Und es hat auch nicht mehr aufgehört. Im Alpengasthaus „Glück auf “ gibt es eine Stelle, wo ich heute Nacht mein Kopf ausruhen kann. Zum Essen war ich beim Italiener. Wer mal hier in Hausham landet dem sei das Ristorante „Da Mario“ wärmsten empfohlen. Kräfte habe ich genügend gesammelt. Und nun hoffe ich, dass das Wetter morgen deutlich besser ist, als die Vorhersage es erwarten lässt. 108 km habe ich heute auf meiner Tour zurück gelegt. Unter den gegebenen Umständen durchaus zufrieden stellend.
Teil 4: Schiet Wetter, Schiet Wege
So sehr eilig habe ich es heute nicht. Seit meiner Ankunft in Hausham regnet es ununterbrochen . Wenn die Umgebung besser wäre, hätte ich wohl einen „Ruhetag“ eingelegt. So aber starte ich um 10 Uhr in voller Regenverkleidung, selbst Regenschuhe habe ich angezogen. Eigentlich reicht ja schon der Regen. Wenn es dann nach einigen 100 m bereits wieder bergauf geht, fragt man sich schon, was man hier zu schaffen hat. Schnell kommt die Frage der Motivation hoch. Nein, absteigen und schieben geht gar nicht. Also Arschbacken zusammen kneifen und treten, treten bis man oben ist. Und ich habe es wieder geschafft. Obwohl heute eine Steigung von 16 % angezeigt wird und die Wege echt schlecht sind. Unbefestigte Wald- und Feldwege mit Schlaglöchern und großen Steinen, eben „Schietwege“! So recht will keine Freunde aufkommen. Und wieder sind es eigentlich schöne Strecken die ich fahre. Nur wer kann diese, bei diesen Umständen, genießen? Ich jedenfalls nicht.
Bereits gestern merkte ich, dass die Bremswirkung meiner Hinterbremse nachließ. In Bad Tölz ging gar nichts mehr. Also erst einmal eine Fahrradwerkstatt aufgesucht. Und hier wurde festgestellt, dass wohl Luft im System ist. Also wurden die Bremsen entlüftet. Jetzt ist wieder alles gut, und ich kann ganz entspannt die Berge hinab fahren.
Nach 70 km, mehr als 6 Stunden Dauerregen, nach vielen, viel zu steilen Anstiegen, erreiche ich Kochel am See. Hier werde ich nächtigen und auf einen schöneren morgigen Tag hoffen. Es darf gerne etwas wärmer werden. Heute hatte es Temperaturen von 7 bis max. 12 Grad.
Und in alter Tradition bin ich in das Gasthaus zur Post zum Essen gegangen. Und wie früher war es gut.
Teil 5:
Hurra, hurra, die Sonne scheint. Da macht das Radl fahren gleich sehr viel mehr Spaß. Die Temperatur stimmt und es gibt wenig Wind. Radlerherz, was willst du mehr? Und so konnte ich das Alpenpanorama ausreichend genießen. Es ist schon ein toller Blick auf die schneebedeckten Alpengipfel. Wir Nordländer können diesen ja eher selten genießen. Und ausreichend Zeit zum Genießen habe ich ja auch.
Durch eine unüberlegte Handlung ist der GPS Track des Radweges von meinem Gerät verschwunden. Da ich aber auch keine Karte habe, bin ich auf die lückenlose Ausschilderung angewiesen. Zusätzlich muss ich sagen, dass ich immer noch nicht den richtigen Zugang zu meinem GPS gefunden habe. Und so bleibt es nicht aus, dass ich mich auch mal verfahre. Dumm nur, dass der falsche Weg mächtig bergan ging. Ja, ja, ich weiß, Strafe muss sein. Aber trotzdem bin ich überwiegend sehr gut zurecht gekommen. Schwierig wird es aber, wenn die Ausschilderung einen anderen Weg zeigt als das GPS Gerät. Wem kann man da trauen, zumal man die nächsten Orte nicht sicher kennt. Im schlimmsten Fall fährt man einige km zusätzlich. Ankommen ist aber immer, so oder so!
Den ersten Kuckuck in diesem Jahr habe ich auch gehört. Schöne Wege führten mich wieder durch Feld und Flur. Dort kommt man nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß hin. Und darum sind solche Touren, trotz aller Anstrengungen, sehr einzigartig. Häufig wurde mir gesagt, dass ich den Radweg in umgekehrter Richtung fahren würde. Nun, da macht man ja nichts. Aber auf diese Art und Weise kommen mir auch viele Radler entgegen. Obwohl viele Bayern dabei sind, haben die mit Grüßen nix am Hut. Mit grimmigem Gesicht begegnen sie mir. Oder sie schauen schnell wo anders hin. Bloß nicht grüßen. Sind die immer noch sauer über das gestrige Schietwetter, oder habe ich zu viele rote Sachen an? Ich, aus dem hohen Norden, grüße viel, viel häufiger. Das ist nicht weiter schlimm. Nur uns sagt man doch Stursinn nach und die Bayern sollen doch viel kontaktfreudiger sein als wir. Klischees sind eben nicht immer richtig.
Die Streckenführung macht es möglich, dass ich heute auch nach Füssen komme. Im letzten Jahr erfolgte hier der Start unserer Deutschland Tour. Heute fahre ich hier nur durch. Aber diesmal bei Sonnenschein. Darum mach ich meine Kaffeepause in Füssen. Dabei überlege ich mir, wie weit ich heute noch fahren will und kann. Und mit Dagmar prüfe ich durch welche Orte ich noch fahre und wo ich eine Übernachtungsmöglichkeit finden könnte. In Nesselwang gibt es für mich ein Zimmer und Dagmar bucht das. Um 17:30 Uhr habe ich mein heutiges Etappenziel erreicht. Wenn die Bayern auch grimmig schauten, die Sonne lachte den ganzen Tag vom Himmel. Und das war mir viel wichtiger!
Teil 6:
Das Wetter meint es wieder gut mit mir. Die Sonne scheint von früh bis spät. Und es wird mächtig warm. Für mich sind das hochsommerliche Temperaturen. Nach dem Start um 09:00 Uhr geht es gleich wieder bergauf. Und mit 970 m ü NN erfahre ich den höchsten Punkt des Radweges. Nur zur Unterkunft in Berchtesgaden musste ich höher hinauf. Die Pension lag auf 1050 m. Aber die war ja abseits des Weges. Die Steigungen bewegten sich meist, so um und bei, bei 8 bis 10%, der heutige Spitzenwert allerdings bei 15%. Natürlich ist das auch anstrengend, aber man wird dafür mit faszinierenden Ausblicken belohnt. Aufgrund des heutigen Feiertages sind gefühlt mindestens eine Million Radler mit mir unterwegs. Wenn ich angestrengt den Berg hinauf trete, kommen sie mir gut gelaunt entgegen. Und wenn ich entspannt die Abfahrt runter sause, schauen Sie mürrisch und teilweise verzweifelt. Aber so ist es nun einmal: De ene sien Uhl, is de anner sin Nachtigall.
Gerade noch werfe ich einen letzten Blick auf die deutschen Alpen, da tauchen auch schon am südwestlichen Horizont die schweizerischen oder französischen Gipfel auf. In Dunst des Tages sind sie zwar nur unklar zu sehen. Aber sie sind ein Zeichen dafür, dass ich meinem Ziel, Lindau am Bodensee, schon sehr nahe bin. Die Kühe auf den Wiesen sind verschwunden. Dafür fahre ich jetzt durch Obstplantagen. Lindau und das Ende des Radweges Bodensee – Königssee ist erreicht. In fünf Etappen habe ich mein Zwischenziel erreicht. Im Zentrum und am Hafen muss ich allerdings aufpassen, dass ich nicht platt getreten werde. Unglaublich, wie viele Touristen sich hier tummeln. Zum Übernachten pedaliere ich noch bis nach Wasserburg. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich äußerst schwierig. Man nutzt den Feiertag für einen Kurzurlaub und belegt mein Bett. Morgen geht es um den See herum und dann an den Rhein. Mal schauen, was mich da erwartet. Grössere Anstiege aber kaum.
Teil 7:
Um an den Rhein zu kommen, radel ich um den Bodensee herum. Obwohl, eigentlich bin ich ja bereits am Rhein. Schließlich fließt er ja durch den See. Ich wähle die nördliche Route, sicherlich nicht die schnellste, aber eine ganz schöne. Und so komme ich durch Orte die ich zumindest vom Namen her kannte, so z.B. Friedrichshafen, Meersburg und Radolfzell. Und überall boxt der Pabst. Man wat ’n Lüüt up de Strot. Sightseeing macht mit dem Fahrrad nicht so recht Spaß. In Meersburg quäle ich mich mit der Menschenmasse den Berg hinauf Richtung Burg. Nee, dat gefalt mi nich. Ich also wieder runter und ganz schnell weg. Hier besteht auch die Möglichkeit eine Abkürzung übers Wasser zu wählen. Mit der Fähre nach Konstanz. Aber auch an der Fähre stehen die Menschen Schlange. Und wie voll wird es erst drüben sein! Soll ich mit meiner Person das Gedränge noch größer machen? Nee, das will ich ganz gewiß nicht. Und so radel ich den längeren Weg um den See. In Stein am Rhein angekommen, treffe ich auf den wieder geborenen Rhein. Aus dem Untersee heraus tritt er seine Reise an, bis in die Nordsee. Ich pedaliere vorerst nur noch einige Kilometer zu meiner Übernachtung in Gailingen, hoch oben über den Rhein.
Teil 8:
Heute bin ich von Gailingen bis nach Beuggen geradelt. Natürlich nicht ohne mir den Rheinfall in Schaffhausen anzusehen. Das ist wirklich spektakulär. Blöd nur, daß ich mich nicht richtig vorbereitet habe. Ich fahre nämlich erst auf die südliche Seite. Und da geht’s mächtig bergan. Und viel zu sehen gibt es dort nicht. Auf der nördlichen Seite ist es sehr viel besser. Und hier sind auch deutlich mehr Touristen. Nachdem ich mir das Spektakel ausreichend angesehen habe, pedaliere ich auf nördlicher Seite weiter am Rhein entlang. Schön ist, dass der Radweg auch immer durch die Ortschaften geführt wird. So bekommt man immer einen kleinen Eindruck. Waldshut gehört z. B. dazu. Der nächste Ort ist Laufenburg. Diese schöne Stadt liegt auf beiden Seiten des Rheins und somit in Deutschland und der Schweiz. In Bad Säckingen ist die historische Holzbrücke ein Hingucker. Weniger von außen, mehr innen. Da bin ich natürlich rüber. Das Etappenziel, Beuggen, ist dann auch bald erreicht. Übernachtet wird heute in einem echten Schloß. Aber ’ne Prinzessin wohnt ihr nicht, habe zumindest keine gesehen. Mit dem Wetter war ich auch sehr zufrieden. Ok, es gab eine Stunde Wasser von oben. Die restliche Zeit aber war es trocken und teilweise sonnig.
Teil 9:
Heute muss ich durch Basel radeln und dort den weiteren Rhein Radweg finden. Kurz vor Basel dann ist die Ausschilderung sehr fraglich. Mehrere Wege sollen gleichzeitig richtig sein! Häää? Nur welchen soll ich wählen? Ich bin einige Male hin und her gefahren bis ich letztendlich einen freundlichen Herrn gefragt habe. Und er zeigte mir einen einfachen Weg über die südliche Rheinseite. Das ist zwar nicht der offizielle, ausgeschilderte Weg, aber er führt mich zum Ziel. Ich fahre ca. 6 km neben einer Hauptstraße, jedoch auf einem Radweg. Und ich komme direkt ins Zentrum und finde auch gleich den Anschlussweg. Mit der Ausnahme in Wyhlen ist der Radweg vorbildlich ausgeschildert. Das gilt für den Rheintal Radweg auf deutsch und schweizer Seite, dem ich ab Stein am Rhein gefolgt bin, genauso wie für den Rhein Radweg der weitestgehend als „Euro Velo 15“ ab Basel bezeichnet ist. Ich komme so gut durch Basel und Weil am Rhein. Bald nach Weil radel ich immer in Sichtweite des Flusses auf den Sicherheits- und Deichkammwegen. Sie sind geschottert, aber gut befahrbar. Etwa 70 km durch Auenwälder, mit Vogelgesang, nur hin und wieder stört der Autolärm von der Autobahn. Natur pur, da freut sich jeder Naturfreund. Ja gut, die Naturfreundin ebenso. Steigungen gibt es hier keine mehr. Und das Wetter hat es auch wieder gut gemeint mit mir, denn es gab keinen Regen. Da lacht mein Radlerherz, nicht zu warm und Sonnencreme spare ich auch!
Teil 10:
Der zweite Regentag meiner Tour. Ich lasse mir ausreichend Zeit mit dem Packen und dem heutigen Start. Erst um 11:00 Uhr trete ich in die Pedale. Auch macht der Regen eine Änderung der Strecke erforderlich. Es macht keinen Sinn auf dem Rhein Radweg zu fahren.
Die unbefestigte Strecke ist durch das viele Wasser aufgeweicht und es wäre zu anstrengend dort zu pedalieren. Es könnte auch gefährlich sein. So fahre ich auf Nebenstrecken, oder auf dem Radweg neben der Bundesstraße 36. Gott sei Dank ist die nicht so stark belastet. Und so schlecht ist der Weg auch nicht. Wieder komme ich durch viele Orte. Bei einigen ist wohl die Zeit stehen geblieben, Sanierungsstau ist deutlich erkennbar. In anderen gibt es sehr schöne, gepflegte Fachwerkhäuser.
In Kehl treffe ich beim Bäcker zwei andere Radler die Richtung Süden auf den selben Weg unterwegs sind wie ich. Auch sie radeln auf Nebenstrecken. Sie klagen nicht nur über den Regen, sondern auch über den kräftigen Wind der ihnen entgegen pustet. Regen finde ich auch nicht so prickelnd. Der Wind stört mich weniger, denn der schiebt mich dankenswerterweise auf meinem Weg.
Nach gut 5 h im Sattel erreiche ich Hügelsheim und suche mir hier ein Bett zum Schlafen.
Teil 11:
Petrus hat ein Einsehen mit mir. Den ganzen Tag kein Regen, später dann auch Sonne. Mein Plan für heute, so schnell wie möglich wieder zurück an den Rhein, erfüllt sich nicht. Ich erhalte den Tipp nach Frankreich rüber zu fahren, da wäre der Radweg deutlich besser. Dumm nur dass auch dieser Weg gesperrt ist. Also radel ich auf deutscher Seite weiter. Wegen des Hochwassers kann ich nicht immer am Rhein fahren. Wenn es klappt fahre ich durch Auenwälder und auf dem Deichweg. Eigentlich ist der gut zu befahren, obwohl es doch so viel Wasser gegeben hat. Die Freude dauert aber nicht ewig an. Also wieder runter vom Weg und über Landstraßen sich neu orientieren. Linkenheim und Dettenheim hätte ich wohl nie kennen gelernt. Und über diese Orte komme ich nach Germersheim und später nach Speyer. Einige Km waren das schon zusätzlich. In Speyer dann selbst ein wenig Sightseeing. Natürlich muss ich mir den Dom ansehen. Schon von weitem ist er sichtbar. Überraschend schlicht für ein katholisches Gotteshaus. Aber ein beeindruckendes Bauwerk. Dann noch ein wenig Stadtbesichtigung und wieder raus aus der Stadt. Hier ist ein Bett zu teuer für mich. Im nächsten Ort, Otterstadt , bekomme ich aber etwas bezahlbares. Und die Pizza beim Italiener ist Spitze. Ich bin mal wieder voll zufrieden.
Teil 12:
So langsam ist das Ende der Tour erreicht. Heute gehts von Otterstadt wieder an den Rhein, so weit wie es eben geht. Und es geht wieder nicht die ganze Zeit. Ich muss einige Umwege fahren. Im Regen nicht wirklich spaßig. Einige Sperrschilder sind wohl auch zu viel, wie mir andere Radler erzählen. Andere wohl aber eben nicht. Nur welche sind es? Wieder zusätzliche Km bis ich dann in Worms ankomme. Natürlich schaue ich mir hier den Dom an. Er ist ein gewaltiges romanisches Bauwerk und unterscheidet sich deutlich vom Dom zu Speyer. In gewisser Weise ist er eher schlicht. Aber der Chor ist deutlich pompöser. Dafür ist das Umfeld nicht so schön. In Speyer hat der Dom viel mehr Platz.
Ich bin etwas unsicher wie es weitergeht. Nach ein wenig suchen finde ich den richtigen Weg. Es sind ja noch einige km bis zu meinem Etappenziel in Eltville. Für Mainz und Wiesbaden ist keine Zeit. Aber im Regen ist Sightseeing auch nicht so schön. Dafür entdecke ich heute etwas intensiver Eltville. Und am Rhein, um 19:30 Uhr konnte ich noch eine Weinprobe genießen. Schade nur, dass das Wetter nicht mitspielt. Dafür gönne ich mir nach dem Essen noch ein Glas Riesling im „Rosenstübchen“. War ganz gemütlich, nur allein halb so schön. Morgen nun die letzte Etappe. Mal sehen, was mich erwartet.
Teil 13:
Heute ist Endspurt angesagt. Um 9:15 Uhr starte ich meine letzte Etappe von Eltville aus. Es geht weiter Richtung Norden. Das letzte Etappenziel ist Bad Honnef. In Rüdesheim erst mal wieder eine kleine „Seefahrt“, mit der Fähre über den Rhein nach Bingen. Hier radel ich durch das UNESCO Weltkulturerbe „Mittelrheintal“. In Bacharach grüßt die Burg Stahleck, welche vor 51 Jahren auf meiner Abschluss Klassenfahrt unsere Herberge war. Rechts grüßt die Loreley. Bald schon ist Koblenz erreicht. Über die Moselbrücke gehts weiter nach Norden. Leider sind immer häufiger Abschnitte des Radweges wegen Hochwasser gesperrt, so dass ich immer öfter ausweichen muss. In Weissenturm habe ich keine Lust mehr! Ich fahre nach Neuwied über den Rhein um von dort den letzten Teil mit dem Zug zu fahren. Um 17:30 Uhr habe ich das Ziel, Bad Honnef, erreicht! 🙂
Jetzt steht nur noch die Rückreise mit der Bahn am morgigen Tag an. Dann ist meine „Große Tour 2016“ auch schon wieder Geschichte.
Tour 2016, die Einzeletappen
1. Tag, rauf auf dem Berg zur Unterkunft | ||||
14km | 1:25h | 9.8km/h | 563Hm | 7,0km |
1. Etappe Berchtesgarden bis Siegsdorf | ||||
109km | 6:25h | 17.0km/h | 944 Hm | 24,7km |
2. Etappe Siegsdorf bis Hausham | ||||
106km | 6:25h | 16.6km/h | 1053Hm | 22,6km |
3. Etappe Hausham bis Kochel am See | ||||
70km | 4:15h | 16.5km/h | 666Hm | 15,1km |
4. Etappe Kochel am See bis Nesselwang | ||||
102km | 5:45h | 17.6km/h | 1038Hm | 29.3km |
5. Etappe Nesselwang bis Wasserburg/Bodensee | ||||
107km | 5:50h | 18.1km/h | 958Hm | 21,9km |
Zwischenergebnis: Radweg Königssee/Bodensee | ||||
508km | 30:05h | 16.9km/h | 5222Hm | 120,6km |
6. Etappe Wasserburg/Bodensee bis Gailingen | ||||
118km | 6:20h | 18.6km/h | ||
7. Etappe Gailingen bis Burren | ||||
113km | 6:40h | 19.3km/h | ||
8. Etappe Burren bis Rheinhausen bei Rust | ||||
129km | 6:40h | 19.3km/h | ||
9. Etappe Rheinhausen bei Rust bis Hügelsheim | ||||
104km | 5:05h | 20.4km/h | ||
10. Etappe Hügelsheim bis Otterstadt bei Speyer | ||||
119km | 6:25h | 18.5km/h | ||
11. Etappe Otterstadt bei Speyer bis Eltville | ||||
139km | 7:30h | 18.6km/h | ||
12. Etappe Eltville bis Bad Honnef/Bonn | ||||
134km | 6:45h | 19.7km/h | ||
Gesamtergebnis vom Bodensee bis Bonn | ||||
1339km | 75:30h | 17.7km/h |