Von Schmilka, an der deutsch/tschechischen Grenze, zunächst auf dem Elberadweg bis nach Hamburg und dann irgendwie weiter zurück nach Kappeln, so meine Planung für die zweite, große, mehrtägige Fahrradtour! Der Elberadweg soll ja einer der beliebtesten Fernradwege in Deutschland sein. So ist es wohl auch, denn man trifft sehr viele Radwanderer auf dieser Strecke! Eine Unterkunft, auch ohen Vorbuchung zu finden, war allerdings kein Problem. Charlie hat mir bei Zeiten immer nachmittags per Internet und Telefon ein Quartier gesucht und gebucht. Darum musste ich mich also wieder nicht selbst kümmern.
Der Tag der Anreise!
Der Start erfolgte um 07:15 Uhr ab Kappeln. Ich radle mit dem Rad nach Süderbrarup, und von dort mit der DB weiter über Kiel, HH, Uelzen – hier sehenswert übrigens der Hundertwasser Bahnhof – Magdeburg, Leipzig, Dresden bis nach Bad Schandau. Sechs mal Umsteigen mit Rad und Gepäck, das ist ganz schön anstrengend. Aber es hat alles geklappt, die Umsteigezeiten waren ausreichend, kein Zug wurde verpasst. 🙂 Leider konnte der Zug dann allerdings von Bad Schandau nicht bis Schmilka weiter fahren, angeblich wegen technischer Probleme! So bin ich bei leichtem Regen für die Strecke bis nach Schmilka noch mal aufs Rad gestiegen. Mein Ausgangspunkt in Schmilka erreichte ich um 19:45 Uhr, nach mehr als 11h Fahrzeit und nur 27 geradelten Kilometern.
Die erste Etappe, von Schmilka bis nach Riesa, 125 km
Nach einem guten Frühstück starte ich um 09:00 Uhr in Schmilka. Der Wind ist günstig, zumeist habe ich Rückenwind. Die Sonne scheint, und eigentlich ist es schon zu warm. In der Sonne sind es wohl an die 40°C. Aber besser so, als wenn es regnen würde! Der erste Teil des Radweges führt durch das Elbsandsteingebirge. Landschaftlich ist das wirklich sehr schön. Später dann erreiche ich Pirna, sehe das „Blaue Wunder“ und mach eine kleine Pause in Dresden. Natürlich könnte man hier mehrere Tage bleiben und sich die Stadt, Bauwerke und Museen ansehen. Ich radle weiter, erreiche Meißen und dann mein Etappenziel in Riesa. Eigentlich wollte ich ab Rabebeul zum Schloss Moritzburg fahren. Aber mir war der Anstieg zu steil, es war sehr warm und mein Puls stieg auf über 160 an.
Die zweite Etappe, von Riesa nach Listerfehrda, 114 km
In Riesa schaue ich mir noch die „Elbquelle“ von Jörg Immendorf an. Dann gehts weiter und ich erreiche um die Mittagszeit Torgau. Eine Pause lege ich ein beim russischen Ehrenmal welches an die erste Elbquerung der russischen Truppen im 2. Weltkrieg erinnern soll. Eine unangenehme Überraschung erlebe ich in Pretzsch. Hier wollte ich die Elbseite wechseln, aber leider war die Fähre außer Betrieb. So musste ich bis Elster weiter radeln und wechselte dann hier die Seiten!
Die dritte Etappe, von Listerfehrda nach Walternienburg, 94 km
Das heutige Highlight ist ohne Frage die Lutherstadt Wittenberg! Diese Stadt ist wirklich einen extra Besuch, oder einen längeren Aufenthalt wert. Selbstredend wurde die Stadtkirche und die Schlosskirche besichtigt. Leider war die Tür mit den Lutherthesen durch eine Holzverschalung verstellt. Sie konnte also nicht angesehen werden. Da machste nix! Immerhin ein Grund nochmals hierher zu fahren. 😉
Übernachtet habe ich im „Volkshaus“, ein Überbleibsel aus der alten „DDR“ Zeit. Die Unterkunft war zu ertragen. Aber empfehlen würde ich dieses Quartier nicht. Dafür war das Abendessen und Frühstück wirklich gut!
Die vierte Etappe, von Walternienburg nach Grieben, 106 km!
Bei der Kontrolle meines Rades habe festgestellt, dass wieder einmal eine Speiche gebrochen ist. Bereits in Kappeln musste zweimal eine erneuert werden. Also musste ich mir erst einmal eine Werkstatt suchen. In Pretzien soll es lt. bikeline eine geben. Es gab aber ein kleines Problem, das Geschäft war eigentlich bereits geschlossen, denn der Inhaber hatte, so sagte mir seine Frau, im letzten Jahr einen Schlaganfall, und man würde nur noch den Restbestand an Teilen verkaufen. Die neuen Räder hätte man bereits an einen jüngeren Händler in einem anderen Ort abgegeben. Sie wollte aber ihren Mann fragen, ob er helfen könnte. Nach einiger Zeit erschien er dann auch. Freundlich ist etwas anderes. Und als ich ihm sagte er solle mir die Speiche nicht nur verkaufen, sondern auch einbauen, war er noch weniger begeistert. Aber dann hat er es doch gemacht. Was ich zu sehen bekam, war allerdings nicht so schön. Schon der Ausbau des Hinterrades erzeugte bei mir tiefe Falten auf der Stirn. Ganz abenteuerlich wurde es allerdings, als das Rad wieder eingebaut werden musste. Häufig hatte er solch ein Rad, mit 8 Gang Shimano, wohl noch nicht eingebaut. Als es nicht so richtig klappte fing er an, Dinge zu verstellen, die vor der Reparatur ordentlich gepasst hatten: Bremsen, Schutzblech usw.! Als das Rad dann montiert war, wie er meinte, stimmte die Schaltung nicht, weil der Bowdenzug nicht richtig eingeführt worden war. Also machte ich mich selbst daran das Rad und den Bowdenzug richtig zu montieren. Nach ca. 5 Min. war alles so, wie es sollte. Und eine neue Speiche hatte ich auch! – Hände schmutzig, neue Regenjacke schmutzig – nach 75 Min. konnte ich weiter fahren. Als ich nach dem Preis fragte, sagte der ältere Herr:“ Na, für die Gemeinschaftsarbeit geben sie mir mal 5 €!“ Und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er etwas gelächelt hätte!
Trotz der unfreiwilligen Pause, wurde ein ganz normales Tagespensum geschafft.
Neben Magdeburg, mit dem Gelände der BuGa, konnte ich mir das Schiffshebewerk ansehen. Ein echt wahnsinniges Bauwerk. Hier wird der Mittellandkanal in einer Brücke über die Elbe geführt und die Schiffe mittels Hebewerk wieder auf die normale Höhe gebracht!
Die fünfte Etappe, von Grieben nach Wittenberge, 105 km!
Auf meinem heutigen Weg liegt die schöne alte Stadt Tangermünde, mit dem gut erhaltenen Stadtor und vielen renovierten Fachwerkhäusern. Im weiteren Verlauf erreiche ich den Zusammenfluß von Havel und Elbe sowie Rühstadt, dem storchenreichsten Dorf Deutschlands! Auf den meisten Dächern im Dorf gibt es ein Storchennest.
Ziel und Übernachtungsort heute ist Wittenberge, direkt an der Elbe gelegen.
Die sechste Etappe, von Wittenberge nach Bleckede, 115 km!
Bisher bin ich mal auf der rechten, dann wieder auf der linken Seite der Elbe geradelt. Wie auch immer, ich fuhr immer durch die „neuen Bundesländer“! Heute werde ich wieder einmal wechseln, nur damit komme ich auch wieder in die „alte Republik“. Von Wittenberge bin ich zunächst rechtselbig weiter gefahren. In Lenzen habe ich dann die Seite gewechselt, d. h. ich habe das Bundesland Brandenburg verlassen und kam nach Niedersachsen. Hier gibt es vieles zu kritisieren. Die Ausschilderung ist nicht optimal, häufig sucht man das Logo des Elbradweges vergebens. Auch die Beschaffenheit des Radweges lässt einige Male zu wünschen übrig, ist m. E. eines internationalen Fernradweg nicht würdig. Ich weiß ja nicht wie der Parallelweg auf der anderen Elbseite beschaffen ist, aber bis dahin gab es nichts, oder so gut wie nichts, zu beanstanden. Kaum komme ich nach Niedersachsen und schon werden Unterschiede deutlich. In Brandenburg z. B. ist die Ausschilderung vorbildlich und die Wege sind wirklich gut ausgebaut. In Niedersachsen kann davon keine Rede mehr sein! .-( Hinter Gorleben wurde es dann aber mit der Beschilderung besser, ist aber immer noch lückenhaft. Nicht empfehlenswert, aufgrund der Wegebeschaffenheit, ist die Strecke von Hitzacker nach Neu Darchau! Die Strecke führt teilweise über Natur belassene Waldwege die bestenfalls für Mountainbiker geeignet sind. Es geht über Schotterwege bergauf und bergab. Und auch wenn es bergab geht, fährt man immer mit angezogener Handbremse. Entspannend ist was anderes, ich meine so gar teilweise gefährlich. Ich empfehle Niemanden diese Strecke zu fahren, es sei denn er liebt das Abenteuer. Erst nach der Darzauer Mühle wurde es wieder besser und gut befahrbar.
Die siebente Etappe, von Bleckede nach Hamburg, 88 km!
Auch wenn der Elberadweg nicht in Hamburg endet, so fahre ich doch nur bis hierher. Vorher mache ich noch einen Abstecher nach Lauenburg, der südlichsten Stadt Schleswig-Holsteins. Nachmittags radel ich durch Moor, Wiesen und Gärten nach Hamburg hinein. Der Elberadweg endet für mich hier, aber die Fahrradtour geht noch weiter.
Die achte Etappe, eine Rundtour ins Alte Land, 76 km!
Mit meinem Sohn Lars mache ich eine Tour links und rechts der Elbe. Wir fahren zum alten Elbtunnel und unterqueren hier die Elbe. Fahren durch den Industrie- und Freihafen nach Moorburg und weiter durch das Alte Land. Über York erreichen wir Lühe und Gründeich. Mit der Fähre setzen wir über nach Wedel. Ab Schulau radeln wir wieder zurück. Es ist Pfingsten und entsprechen voll ist es auf der Fähre, in Schulau und auf dem Radweg. Wir fahren immer so dicht wie möglich an der Elbe entlang. Teilweise ist es so voll, dass wir unsere Räder schieben müssen, teilweise dürften wir dort gar nicht fahren.
Die letzte Etappe, „Tag der Heimkehr“! 🙂 63 km!
Zurück geht es heute zuerst mit der Bahn bis Kiel und von dort mit dem Fahrrad nach Kappeln. Bis Eckernförde fahre auf dem Radweg neben der B76. Ab hier auf dem Ostseeküstenradweg nach Kappeln. Am Montag, den 13. Juni, um 15:30 Uhr endet meine zweite größere Fahrradtour nach 10 Tagen und insgesamt 913 km!
Zusammenfassung der Tour:
Gesamtstrecke: 913 km davon 747 km Elberadweg
Fahrzeit gesamt: 40h15min.
AVS gesamt: 18,8 km/h
Durchschnittsstrecke : 107km/Tag